Hamburg .

Es gibt Schicksalsschläge, die vom Leben eigentlich nicht vorgesehen sein sollten. Sie geschehen aber trotzdem. So müssen Kinder, die einen Elternteil verlieren, sich viel zu früh mit Verlust und Tod auseinandersetzen. Papa ist nicht mehr da. Was macht das mit einem so jungen Menschen?

Ein sensibles Thema, zu dem der Autor Clemens Mägde in „Paula“ ein berührendes, ehrliches und trotz allem humorvolles Theaterstück für Kinder ab acht Jahren geschrieben hat. Mit einem tollen, engagierten Team hat die Hamburger Regisseurin Kathrin Mayr es jetzt im Monsun Theater uraufgeführt. Die aufgeweckte Paula, hinreißend kess gespielt von Irene Benedict, vermisst ein Paket, Inhalt: das Ende der Geschichte von Lotte. Der Vater hatte versprochen, es ihr zu schicken, bevor er auf seiner beruflichen Reise tödlich verunfallte. Paula will es im Haus suchen, ihre trauernde Mutter ist ihr keine Hilfe. Man fühlt mit Kyra Lippler, die versucht, weiter für ihre Tochter als Mutter zu funktionieren – obwohl das gerade einfach mal über ihre Kräfte geht. Paula rettet die Tatsache, dass sie als Kind ganz in der Gegenwart lebt, und die Suche nach dem Paket schnell als Abenteuer begreift. Und so begibt sie sich in den Hof des Mehrfamilienhauses und trifft dort gleich auf mehrere eigenwillige Bewohner der Nachbarschaft. Cora Sachs hat ein wunderbar einfaches Bühnenbild geschaffen. Die Pappkartons, die zugleich das Mietshaus, Kellerkisten, Verstecke und sogar einen ganzen Dschungel symbolisieren, lassen sich nach Belieben verschieben, öffnen und stapeln.

Hier trifft die muntere Paula ihren ängstlich strebsamen Nachbarsjungen Felix, den Flavio Kiener mit viel komödiantischem Talent gibt. Außerdem trifft sie Boris Helbach als Gitarre spielenden Hausmeister auf Mäusejagd, schließlich eine aufgeweckte Nachbarin, die mit ihr ein aufregendes Dschungelspiel beginnt. Paula erweist sich im Zentrum all der schrulligen Bewohner als Fels in der Brandung, unerschrocken, mit detektivischem Spürsinn ausgestattet, das ersehnte Ziel immer vor Augen. Für Trübsinn hat Paula einfach keine Zeit. Die poetischen, spielerischen Momente überwiegen in der Inszenierung, die an keiner Stelle sentimental wird, aber gleichwohl Momente von Traurigkeit, Innehalten durchaus zulässt. Denn natürlich vermisst Paula ihren Papa und sagt es auch genau so. Und so kann es sein, dass sie das Ende der Geschichte irgendwann gar nicht mehr erfahren will. Weil sie dann eben auch zu Ende ist. Sehenswerter Stoff, toll inszeniert und mitreißend gespielt.

„Paula“ weitere Termine 22.10., 17 Uhr, 20.01.2019, 15 Uhr, Monsun Theater, Friedensallee 20, Karten unter T. 390 31 48; www.monsuntheater.de