Die Welle mit all den The-Bands, die im Kielwasser von Franz Ferdinand (ohne The) Anfang des Jahrtausends für ein fröhliches Revival des Sixties-Indie-Rock sorgten, hat sich ja ein wenig gelegt. Eine Band hat überdauert: The Vaccines. Tatsächlich entdeckt vom Manager von Franz Ferdinand, datiert sie ihre Einflüsse sogar ein wenig weiter zurück. Rock aus den 50ern nämlich und kreuzt das Ganze dann mit Garagensound aus den 60ern, Punk aus den 70ern und auch einem Hauch 80er-American-Hardcore.

Das klingt nach einem ziemlich tollen Hybrid, und so klingt auch das aktuelle, vierte Album „Combat Sports“, das das Quintett aus London am 22. Oktober im Gruenspan vorstellen wird. Immerhin hat die Band, die Sänger Justin Young 2009 mit dem Gitarristen Freddie Cowan gegründet hat, drei Jahre an dem neuen Werk geschraubt. Und ließ es von Ross Orton feinpolieren, der auch schon die Klänge der Arctic Monkeys oder The Fall zum Glänzen gebracht hat.

Vor dem vierten Album lag eine heftige Rock-’n’-Roll-Krise

Die Band klingt darauf so euphorisch und mitreißend, manchmal aber auch so melancholisch und lebensgestählt wie in ihren Anfängen. Wenn etwa im rasanten Song „Nightclub“ mit seinen jagenden Beats: „Mein Kopf fühlt sich wie ein Nachtklub an“, singt Young da. Seinem Publikum dürfte es ähnlich gehen. Die Rhythmen sind durchweg schnell, die Melodien poetisch, gesanglich, manchmal auch wütend.

In „Put It On A T-Shirt“ erzählt Young zu sanft rumpelnden Gitarren die bezaubernde Geschichte von Beziehungswahrheiten, die er groß auf einem Kleidungsstück sehen will. Neben notorischer Schwermut hat überhaupt das gute alte Pop-Thema Liebesbeziehung die Herren zu einigen Bekenntnissen verleitet. Mit dem melodiös-poetischen„Your Love Is My Favourite Band“ wird the Vaccines ihre Anhänger betören. Das gilt auch für den wahrscheinlich schnellsten Song auf dem Album: „Surfing In The Sky“. Man kann sich jetzt schon auf eine Totalverausgabung der Band im Gruenspan freuen – und auf die ihrer Fans.

Damit war nicht mehr unbedingt zu rechnen. Immerhin hatte die Band zur Veröffentlichung des dritten Albums „English Graffiti“ einige Hindernisse zu überwinden. Der Rock-’n’-Roll-Lifestyle. zollte seinen Tribut. Die Mitglieder schwächelten. Und dann stieg auch noch Schlagzeuger Pete Robertson aus.

Kaum zu glauben, dass der Neu­anfang also doch noch gelang. Mit den frischen Mitgliedern, Keyboarder Tim Lanham und Drummer Yoann Intonti besann sich das Quartett auf seine Stärken: den guten alten Rock ’n’ Roll. Zumindest musikalisch gesehen.

The Vaccines Mo 22.10., 20 Uhr, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten zu
22,70 Euro im Vorverkauf