Eine Rolle, insbesondere eine Hauptrolle, kann eine(n) ganz schön fordern. Hannah Leser kennt das. Bis Ende August überzeugte sie noch als „Mary Poppins“ im Stage Theater an der Elbe. Zwar „nur“ als Zweitbesetzung, in knapp einem Jahr in Hamburg und zuvor in Stuttgart aber in mehr als 120 Vorstellungen. Während der letzten vier Wochen pendelte sie nicht nur per Fähre zwischen den Landungsbrücken und dem Stage Theater, sondern tagsüber noch zwischen ihrer WG und dem Theater Die Burg in Barmbek. Dort liefen die Proben für „Flashdance“. In der Bühnenfassung des 80er-Jahre-Films spielt Hannah Leser nun Alexandra Owens – als Erstbesetzung. Das Musical ist vom 20. September bis 7. Oktober im Mehr! Theater am Großmarkt zu erleben.

„Man hätte wohl kaum größere Gegensätze finden können, gesanglich, charakterlich und auch körperlich“, beschreibt Hannah Leser die Schwierigkeiten der Umstellung von der feinen, am Regenschirm schwebenden Super-Nanny Mary „Mit ’nem Teelöffel Zucker“ (so ein „Mary Poppins“-Song) hin zur hart arbeitenden Schweißerin Alex. Jenes 18-jährige US-Girl versucht bekanntlich, nachts in Bars ihren Traum von einer Karriere als Tänzerin voranzutreiben, um an einer Tanzakademie angenommen zu werden.

Erst 2017 hatte Hannah Leser ihre dreijährige Ausbildung beendet

„Natürlich ist der Tanz ein großer Teil der Rolle. Insofern muss der Aspekt auch wirklich hervorstechen“, sagt die Hauptdarstellerin. „Aber wie in jedem Musical sind Schauspiel und Gesang genauso wichtig.“ Das Rüstzeug erwarb Hannah Leser an der Stage School in Altona. Erst im Frühsommer 2017 hatte die Wahlhamburgerin ihre dreijährige Ausbildung an Deutschlands größter unabhängiger Bühnenfachschule beendet. Aufgrund ihrer Fähigkeiten, Grazie, natürlichen Ausstrahlung und nicht zuletzt ihres Fleißes gilt die 23-Jährige mit den langen roten Haaren als eines der größten Talente im Musical-Sektor hierzulande.

Schon als Teenager hatte sich Hannah Leser, die mit 13 Jahren erstmals Gesangsunterricht nahm, mit Begeisterung Tanzfilme angeschaut, „Fame“ oder auch „Flashdance“. Das von Irene Cara gesungene „What A Feeling“ gewann 1984 den Oscar als bester Song. Der Soundtrack verkaufte sich weltweit mehr als 20 Millionen Mal. Jetzt interpretiert Hannah Leser den Titelsong; auch Giorgio Moroders zweiter Pop-Hit „Maniac“ sowie „I Love Rock ’n’ Roll“ erklingen mit Unterstützung einer Live-Band im englischen Original. Hannah Leser: „Das funktioniert deshalb sehr gut, weil die Hits fast immer als Showact im Stück vorkommen. Und es gibt noch einige dazugeschriebene Songs, die die Story vorantreiben.“ Jeweils auf Deutsch. So soll Lebensgefühl der 80er aufkommen, ohne dass die Zeit stillsteht.

Zur Bühnenfassung gehört auch eine neue Figur, die kurioserweise Hannah heißt. Sie ist die Mentorin der jungen Alex und wird von Sängerin Gitte Haenning gespielt. „Etwas ganz Besonderes“ sei es, versichert Leser, „mit jemandem auf der Bühne zu stehen, der so viel Erfahrung hat und von dem man so viel lernen kann.“

Und wie viel von Alex eigentlich in ihr steckt? Natürlich „die große Leidenschaft für das Tanzen“, sagt Hannah Leser. „Manchmal wünschte ich, ich wäre so tough wie sie. Andererseits hat auch Alex ihre Momente im Stück, wo sie an sich zweifelt. Das macht ja einen Menschen erst aus, all diese Facetten.“ In „Flash­dance“ gibt es nun auch für Hannah Leser eine Zweitbesetzung: Nadja Scheiwiller.

„Flashdance – Das Musical“ Premiere Do 20.9., bis 7.10., täglich außer Mo 20 Uhr, Sa/So auch 15 Uhr, Mehr! Theater am Großmarkt, Banksstraße 28, Karten zu 31 bis 96 Euro in der HA-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, HA-Ticket-Hotline T. 30 30 98 98