Letztes Jahr war Kanada das Partnerland des Reeperbahn Festivals, und dieses Mal steht Frankreich im Bühnenlicht des Musikmarathons, der noch vom 20. bis zum 22. September über 400 internationale Top-Newcomer und Talente auf St. Pauli vorstellt. 48 Bands und Sängerinnen, Songschreiber und Musikerinnen kommen aus der Grande Nation und folgen den Spuren von Serge Gainsbourg und Édith Piaf, Phoenix und Air, Zaz und Daft Punk.

Und die Vielseitigkeit unserer linksrheinischen Brüder und Schwestern beschränkt sich schon lange nicht mehr auf Chanson. Beispielhaft dafür steht die Sängerin, Gitarristin und Komponistin Nina Attal (22. September, 23.10 Uhr, Nochtspeicher) aus Paris, die beim Elbjazz 2017 ihre schillernden wie groben Facetten von Blues über Funk bis Soul und Songwriter entfesselte und mit „Jump“ ein brandneues Album mitbringt.

Aus Nizza rauscht das Electro-Pop-Quartett Hyphen Hyphen (21. September, 19.45 Uhr, Uebel & Gefährlich) mit dem Album „HH“ an, das in Frankreich die Top Ten knackte und auch in HH, in Hamburg Freunde von Beyoncé finden sollte: Frontfrau Santa teilt sich mit Beyoncé den gleichen Gesangslehrer. Elektronischer wird es mit dem tanzbaren Pariser Duo Royaume (22. September, 17 Uhr und 0.30 Uhr, Molotow), während die vier Jungs von Berywam (20. September, 17.30 Uhr, Bahnhof Pauli) nur ihre Stimmen brauchen: Sie sind Frankreichs Beatbox-Champions des Jahres 2016. Und auch die Wiederentdeckung des Afrobeat wird in Frankreich begangen, gut zu hören beim Auftritt der charmanten wie kauzigen Indie-Synth-Weltmusiker Bon Voyage Organisation (21. September, 23.50 Uhr, Moondoo). Auf Haiti hingegen wurzelt der Folk-Pop von Rauchstimme Mélissa Laveaux (22. September, 22.45 Uhr, Molotow), während Mariama (22. September, 19.30 Uhr, Molotow), geboren in Sierra Leone und aufgewachsen in Bergisch Gladbach, Jazz und Urban Pop in enge Umarmungen lockt.

Schön und gut. Aber Frankreich kann auch gemein und düster in den akustischen Keller, sprich in den Molotow-Karatekeller hinabsteigen. Dort wartet auf engstem Raum Hangman’s Chair (22. September, 22 Uhr) mit mächtigem Doom Metal in der Schule von Candlemass und Cathedral. Gemütlicher im Gestühl des Imperial Theaters wird es mit Tiwayo am 20. September (21.40 Uhr): Der Pariser Sänger liebt Soul, Blues und Rock im Stil der 60er-Jahre und widmet sich dieser Leidenschaft so gut, dass er zu den Nominierten des Festival-Preises „Anchor“ für das vielversprechendste Talent gehört. Am 21. September (22.30 Uhr) spielt Tiwayo noch eine zweite Show im Häkken.

Und das ist natürlich nicht nur ein winziger Ausschnitt aus dem französischen Bandaufgebot, sondern des Reeperbahn Festivals an sich. Überall zwischen Nobistor und Feldstraße warten Konzerte und Showcases, dazu kommen Lesungen, Filme und Ausstellungen. Los, raus hier und rein da. Bon voyage!

Reeperbahn Festival Do 20.9. bis Sa 22.9., diverse Clubs und Bühnen auf St. Pauli,
1-Tagesticket ab 45 Euro, 2-Tages­ticket 79 Euro (Fr/Sa), 3-Tagesticket 89 Euro (Do–Sa),
Ticketdesk am Festival Village Heiligengeistfeld