Es gibt mehrere Arten, Hamburg (neu) zu entdecken. Die schönste – und dafür muss man nicht mal ein Quiddje sein – ist immer noch jene vom Wasser aus. Auf der Alster, diesem zu Binnen- und Außenalster inmitten der Stadt gestauten Fluss, geht es das noch immer am besten mit einer Bootstour. Nostalgiker schwören dabei auf die „St. Georg“. Das 1876 auf der Reiherstiegwerft in Wilhelmsburg gebaute Schiff, ursprünglich auf den Name „Falke“ getauft, gilt inzwischen als ältestes noch fahrtüchtiges Dampfschiff Deutschlands.

Wie manche andere Hamburger auch ging die „St. Georg“ der Freien und Hansestadt zwischenzeitlich mal gen Berlin verlustig. Zwar fuhr sie jahrelang für die Hochbahn AG von Winterhude oder Barmbek aus im Liniendienst zum Jungfernstieg und zurück, verkehrte nach dem Zweiten Weltkrieg dann jedoch als MS „Deutschland“ in Westberlin auf der Havel und auf dem Wannsee.

Der traditionsbewusste Hamburger Verein Alsterdampfschifffahrt e.V. kaufte die abtrünnige „St. Georg“ im Winter 1988/89 zurück. Ließ sie erst mal auf der Werft in Dresden-Laubegast restaurieren und in den Zustand der 1920er- und 30er-Jahre zurückversetzen. Damit ist die „St. Georg“ das älteste noch erhaltene Schiff der Alsterflotte – wenn auch als Außenseiter: Mit der „weißen Flotte“ der Alster-Touristik GmbH (ATG), die inzwischen auch auf hochmoderne solarbetriebene Schiffe baut, hat die „St. Georg“ nichts zu tun. Sie tuckert seit 1994 eigenständig vom Jungfernstieg los und wurde erst vor dieser Saison für 45.000 Euro (für Salonaufbauten und Schornstein) vom Verein Alsterdampfschifffahrt instandgesetzt.

Es mag reizvollere (Kanal-)Fahrten mit der ATG geben – die knapp einstündige Tour mit der „St. Georg“ über die Binnen- und Außenalster lebt vom Kontrast des musealen Ambiente auf dem Dampfer mit der teils modernen Architektur an den Alsterufern. Auch das kann in der City entspannen.

An Bord sorgt wie einst eine Drei-Mann-Besatzung aus Kapitän, Schaffner und Maschinist für den Betrieb, und wenn Fahrgäste freundlich fragen, gewährt der „Heizer“ auch mal einen Blick in den Maschinenraum. Dort erzeugt eine Zwei-Zylinder-Dampfmaschine aus dem Jahr 1922 immerhin 75 PS. Doch der Kessel ist inzwischen ölgefeuert. Und seit neun Jahren schon hilft eine installierte Duplexpumpe als Speisepumpe zusätzlich nach. Das erst mal wieder kräftig bis zur nächsten Winter­pause.

Historische Alsterrundfahrt „St. Georg“ über Binnen- und Außenalster (ca. 45 Min.) bis 31.10., tägl. 10.45 bis 16.45 jede Stunde ab Jungfernstieg (U/S Jungfernstieg), Anleger 4, Preis 14,-( Erw.)/Ki. unter 16 J. in Begleitung frei, weitere Fahrten: www.alsterdampfer.de