Die Klavierdeckel werden bei ihnen zu Percussion-Instrumenten. Auch mit dem Deckel einer Chipsdose haben sie ihren Flügeln schon Töne entlockt: Jennifer Rüth bearbeitet dabei die Stimmstöcke im Klavier rhythmisch, derweil ihre Bühnenpartnerin Anne Folger die „Sex and the City“-Melodie anschlägt.

Seit acht Jahren schon touren die studierten Einser-Pianistinnen als Queenz of Piano. Jennifer Rüth, früher Musical-Darstellerin und bis 2013 noch Ersatzfrau beim populären Hamburger Kammermusik-Quartett Salut Salon, hatte den Aufbaustudiengang Klavierduo an der Musikhochschule Rostock erfolgreich absolviert und suchte eine Partnerin – ganz klassisch, über eine Annonce. Die gebürtige Würzburgerin Rüth fand die aus Weimar stammende Anne Folger; zusammen ist das Duo derzeit mit seinem bereits dritten Programm unterwegs: „Verspielt“ heißt es heute auch in der Laeiszhalle.

Das ist natürlich doppeldeutig und steht für den humorvollen Anspruch, den die Musikerinnen an sich und ihre Programme haben: Das Fehlerhafte an sich sei der rote Faden, daraus und aus Zufällen seien in der Musik tolle neue Dinge entstanden, meint Jennifer Rüth. Wie ihr zweites Programm „Tasta Tour“, das die Queenz of Piano in der Komödie Winterhuder Fährhaus gespielt und gesungen hatten, ist auch „Verspielt“ ein Genre-Mix.

Das Repertoire der charmanten Enddreißigerinnen reicht von Barock und Klassik über Pop und Rock bis zu Filmmusik, darin vermischen sich zuweilen auch Lieder. Bei einem harmonischen Quodlibet von Beethovens deutscher „Ode an die Freude“ mit Pharell Williams’ englischem Welt-Hit „Happy“ etwa. Wie hätte wohl Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“ geklungen, wenn Sänger Kurt Cobain ein Spezi von Bach gewesen wäre? Und was macht Mozarts „Türkischer Marsch“ unter dem Einfluss des Ragtimes?

Bei dieser Art Grenzüberschreitung sitzen sich Rüth und Folger meistens an zwei Flügeln gegenüber. Das erinnert ältere Semester an Marek & Vacek, jenes in den 70er-Jahren populäre polnische Klavierduo, das klassische Werke mit Pop- und Swing-Elementen aufpeppte. Die Queenz of Piano indes spielen in ihrer Show mit dem Mittel der Selbstironie. Dafür haut Anne Folger bei einem Blues schon mal rücklings auf dem Hocker liegend in die Tasten.

Derlei Akrobatik hatte die gebürtige Thüringerin gewiss nicht im Sinn, als sie vor fast drei Jahrzehnten erstmals in der damaligen Hamburger Musikhalle spielte: Damals gewann Anne Folger als Zwölfjährige einen Steinway-Wettbewerb. Ihr und Rüths Vorbild ist jetzt der große Klavierkomödiant Victor Borge, dessen Abneigung gegen den klassischen Konzertbetrieb stets slapstickhafte Züge annahm. Die Queenz of Piano setzen auf Moderation, Gesang und Schauspiel mitsamt softem Zickenkrieg.

Queenz of Piano: „Verspielt“ Mo 12.3., 20.00, Laeiiszhalle, kleiner Saal (U Stephansplatz), Eingang Gorch-Fock-Wall, Karten zu 22,05 bis 36,25; www.queenz-of-piano.de