Fast 20 Jahre lang ist Rebekka Bakken durch die Welt vagabundiert. Sie schmiss 1995 ihr Studium in Oslo und ging dann nach New York. Dorthin, wo sich Jazzmusiker aus aller Welt treffen, zusammen jammen und spannende Projekte entwickeln. Vier Jahre hielt es die Norwegerin dort, bis es zurück nach Europa ging. Wien und Prag waren die nächsten Stationen, es folgten Mailand, eine abgelegene Pferdefarm in Schweden, wieder New York, und nun endlich ist die Sängerin mit der Drei-Oktaven-Stimme in die norwegische Hauptstadt zurückgekehrt, wo ihre Familie zu Hause ist. Nicht notgedrungen, aber schon wohlüberlegt, denn seit 2014 ist Bakken Mutter eines Sohnes. Früher hat sie Nächte mit Freunden durchgemacht, jetzt raubt ihr das Kind manche Stunde. „Schlaf ist überschätzt“, sagt sie in ihrer charmant-offenen Art.

Ins Stocken gekommen ist ihre Karriere durch das späte Mutterglück jedoch nicht. Bereits einen Monat nach der Geburt des Sohnes stand die 47-Jährige wieder auf der Bühne, meistens reist das Kind mit ihr von Stadt zu Stadt. Allerdings tourt Bakken jeweils nur wenige Tage am Stück, um Beruf und Elternschaft unter einen Hut zu bekommen. Etwas zu kurz gekommen ist in letzter Zeit jedoch ihre Studioarbeit. 2014 kam „Little Drop Of Poison“ heraus, ein Album mit Tom-Waits-Coversongs; im vergangenen Jahr stellte Bakken mit „Most Personal“ eine Doppel-CD mit ihren Lieblingsliedern zusammen und fügte noch fünf neue Nummern hinzu.

Wenn sie am 15. Dezember in der Laeiszhalle­ auftritt, kommt sie mit einem speziellen Programm nach Hamburg, das den Titel „December Nights“ trägt. Bei diesen Winterkonzerten wird Bakken Lieder im Repertoire haben, die in die sogenannte besinnliche Vorweihnachtszeit passen. Angesichts des großen Spektrums an Volksliedern aus ihrer skandi­navischen Heimat, amerikanischer Christmas-Songs und Stücken aus eigener Feder war es keine Schwierigkeit für die versierte Interpretin mit der wandelbaren Stimme, dieses besondere Programm zusammenzustellen. Begleitet wird sie von einem Trio mit Jesper Nor­denström am Klavier, Ola Gustavsson an der Gitarre und Percussion-Spieler Rune Arnesen. Vielleicht packt sie „Christmas Card From A Hooker In Minneapolis“ auf die Setliste. Das etwas andere Weihnachtslied von Tom Waits hat sie auf „Little Drop Of Poison“ interpretiert.

Seit ihrem Debütalbum „The Art Of How To Fall“ aus dem Jahr 2003 hat Rebekka Bakken fünf weitere Songkollektionen mit eigenen Stücken und gecoverten Nummern veröffentlicht. Quintessenz ihres Schaffens war dann im vergangenen Jahr die Best-of-Platte „Most Personal“. Musikalisch schöpft die Norwegerin aus den Genres Jazz, Country, Blues und Folk. In ihren Songs erzählt sie nachdenklich stimmende Geschichten, sie transportiert Stimmungen zwischen dunkler Melancholie und überbordender Freude, bei ihren Auftritten tanzt sie manchmal barfuß über die Bühne. Zu den Winterkonzerten passt diese Ausgelassenheit zwar nicht, aber Rebekka Bakken war schon immer für Überraschungen gut.

Rebekka Bakken Fr 15.12., 20.00, Laeiszhalle, Großer Saal (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 24,50 im Vorverkauf; www.rebekkabakken.com