Fanfare! Applaus! Der Wettkampf ist eröffnet! Wer wird in dieser Woche die meisten Zuschauer in den Kinos begeistern? Als haushoher Favorit gilt natürlich der neue „Star Wars“, mittlerweile zum Stall des Disney-Konzerns gehörend. Maximal als Geheimtipp geht hingegen „Ferdinand“ an den Start, ein Film, der das harmonische Miteinander und die Schönheit der Blumen propagiert und somit für das Gegenteil vom „Krieg der Sterne“ steht. Er basiert auf einem Kinderbuch aus dem Jahr 1936, dem ironischerweise seine Kurzfilmadaption durch Walt Disney zwei Jahre später zu anhaltendem Ruhm verholfen hatte.

Nun gibt es „Ferdinand“ eben auch als Langfilm, von den Blue Sky Studios produziert, die vor allem dank der Filmreihe „Ice Age“ als einer der größten Konkurrenten vom Platzhirsch Disney gelten. Ferdinand ist ein junges Bullenkalb, das auf einem spanischen Hof mit seinen Artgenossen heranwachsen soll, um eines Tages als Kampfstier verkauft zu werden, bestenfalls. Andernfalls droht der ruhmlose Tod in einem ordinären Schlachthof. Dass auch der Stierkampf für einen Bullen in der Regel tödlich endet, ist den Kälbern nicht bewusst. Sie balgen und bekämpfen sich den ganzen Tag, getrieben von dem Traum, eines Tages Ruhm und Ehre in einer Arena zu ernten. Nur Ferdinand sitzt lieber abseits. Er gerät lediglich in Aufregung, wenn eine seiner geliebten Blumen unter die Hufe der anderen zu geraten droht.

Doch eines Tages kehrt Ferdinands Vater vom „Ausflug“ mit einem Torero nicht wieder zurück. Ferdinand ahnt Unheil, reißt kurzentschlossen aus und begegnet nach einer kleinen Odyssee durch berückend idyllisch gezeichnete Landschaften einem freundlichen Menschenmädchen. Nina heißt sie und ist, wie der Zufall es will, die Tochter eines Bauern, der seinen Hof mit jener Art weltum­armender Entspanntheit führt, die man sonst nur aus Skandinavien von Pettersson und Findus kennt. Hier gedeiht Ferdinand zu einem erwachsenen Stier. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände gerät er allerdings bald in das Visier der Polizei, die ihn prompt einfängt und ausgerechnet an jenen Zuchtbetrieb verkauft, aus dem Ferdinand als Kalb einst ausgebrochen war. Hier begegnet er nicht nur seinen alten Bekannten, sondern vor allem Elvira, der „Beruhigungsziege“. Sie soll Ferdinand mit Meditationstechniken helfen, sein animalisches Wesen unter Kontrolle zu bringen. Die beiden schließen Freundschaft und machen sich daran, die Tiere über die Natur des Stierkampfes aufzuklären ...

Als würde Blue-Sky-Stammregisseur Carlos Saldanha die Fackel des klassischen Zeichentricks weitertragen wollen, führt er hier die Plastizität moderner 3-D-Animation mit einer fast schon anachronistisch wirkenden Cartoonästhetik zusammen, die wohl kaum ohne Grund auch an die frühen Disney-Filme erinnert. Bemerkenswert scheint auch, dass keinerlei Fäkalwitze auf die heutigen Sehgewohnheiten schielen. Humor ist hier, wenn Ferdinand versehentlich eine Raupe in eines seiner Nasenlöcher einatmet und aus dem anderen gleich darauf ein Schmetterling fliegt. Ob sich „Ferdinand“ damit gegen „Star Wars“ behaupten wird?

„Ferdinand – Geht STIERisch ab!“ USA 2017, 106 Min., o. A., R: Carlos Saldanha, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa, UCI Mundsburg/Othmarschen Park/Wandsbek; www.fox.de