Irgendetwas stimmt da doch nicht, klingt auf faszinierende Weise seltsam und ungewohnt. Einerseits nach R’n’B, dann aber auch wieder überraschend harsch und, tja, verbogen. So als wäre der Producer zwischendurch versehentlich an den Balance-Regler gekommen. Aber: Das soll so. Genau so. Und ergibt auch Sinn, denn Kelela hören heißt, sich auf neue Erfahrungen einzulassen. Nicht umsonst hat die Amerikanerin, Tochter äthiopischer Eltern, ihr Debütalbum „Take Me Apart“ bei „Warp“ veröffentlicht, seit mehr als 25 Jahren die Heimstatt für ungewöhnliche Electro-Sounds. Und so verbindet sich ihre warme Stimme mit kühler Maschinenmusik, trifft Soul auf Dubstep, Nähe auf Distanz.

Eine kalkulierte Verunsicherung, die sich in den Texten fortsetzt, in denen es, klar, um die Liebe geht, aber eben nicht im „Be my baby“-Duktus. Stattdessen sucht Kelela, ist mal forsch fordernd, dann wieder latent verunsichert. „Hier bin ich, lies in mir“ sagen die Songs und tragen Titel wie „Waitin“, „Truth Or Dare“ oder „All The Way Down“.

Mit Solange Knowles, der Schwester von Beyoncé, ist sie gut befreundet und hat auch bereits mit ihr zusammen­gearbeitet. Gemeinsam ist ihnen das Selbstverständnis, in der Offenbarung von Schwäche eine Stärke zu erkennen. Manche Kritiker sehen in Kelela bereits „die neue Beyoncé“, und auch wenn ihre Musik dafür ein wenig zu mainstream-fern sein dürfte, ist das Konzert am 12. Dezember im Uebel & Gefährlich vielleicht eine der letzten Möglichkeiten, die „Zukunft des R’n’B“ in einem vergleichsweise so kleinen Club zu sehen. „Natürlich möchte ich gefallen“, hat die 34-Jährige in einem Interview gesagt. „Aber ich will auch eine Herausforderung sein.“ Beides ist ihr schon jetzt gelungen.

Kelela Di 12.12., 21.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstr.), Feldstraße 66, Karten 25,-; www.kelela.co