Wo er auftritt, da herrscht schon mal Verwirrung. Wenn er nicht auftritt, auch mal Enttäuschung – wie bei „Nuhr im Ersten“. Wer sich am vorigen Donnerstag auf Andreas Rebers als obligatorischen musikalischen Rausschmeißer und ­Höhepunkt bei Dieter Nuhrs einstigem ARD-„Satire-Gipfel“ gefreut hatte, musste feststellen: Er fehlte.

Kein Wunder, Rebers ist auf Reisen. Der aus dem Weserbergland stammende Solosatiriker absolviert in diesem Spätherbst seine Nordtour. Und die führt den früheren Musikalischen Leiter des Schauspiels am Staatstheater Braunschweig dieser Tage auch ins Hamburger Lustspielhaus.

Hier, schräg gegenüber der Eppendorfer St.-Johannis-Kirche, hatte er ­zuletzt im Zwei-Jahres-Rhythmus seine Programme „Predigt erledigt“ und „Rebers muss man mögen“ präsentiert. „Amen“, das 2016 anlässlich seines 20. Bühnenjubiläums in seiner Wahlheimat München in der Lach- und Schießgesellschaft Premiere hatte, bildet den vorläufigen Abschluss seiner Trilogie des Glaubens. Rebers, einem der verschrobensten, aber auch populärsten Kabarettisten des Landes, geht es um die großen Fragen anstatt kleinlichen Analysen: Woran kann man heute noch glauben? Wem darf man noch glauben? Schadet zu viel Wissen dem Glauben?

Religionen und die daraus entstehenden globalen Konflikte sind sein Thema. Dafür gibt er am E-Piano den „Reverend Rebers“ als Teil seiner eigenen Glaubensgemeinschaft, der „schlesischen Bitocken“, oder auch mal den „Onkel Andi“. Ein simples Weltbild von Gut und Böse, Rechts und Links, Richtig und Falsch? Nix da. Sein Spott kann jeden treffen, mal böse, ernsthaft oder albern, meist musikalisch.

Sein „Anti-Terror-Song“ („Rock ‘n’ Roll Will Never Die“) oder die „Islamistenpolka“, ein Lied über Selbstmord-Attentäter, wurde 2015 während der Anschläge von Paris beängstigend aktuell. Aber Rebers – politisch inkorrekt, wie er oft ist – verschont auch Flüchtlingshelfer, SUV-Kapitalisten, dicke Kinder oder Feministinnen nicht.

„Kabarett der radikalen Mitte“ nennt Rebers sein Metier. Vor Beifall und Zustimmung von der rechten Seite, die seine Ironie gar nicht oder falsch verstehen, schützt das nicht. Der ­undogmatische Rebers sieht sich selbst als „Tante-Emma-Laden“: „Bei mir gibt es Bückware. also Haltung statt Gesinnung. Und wer gern im Mainstream ­badet, der kann eben zu den Kabarett- und Comedy-Discountern gehen, die können ihre Pointen ein bisschen billiger machen“, hat Rebers mal gesagt.

Im Zweifel gilt für Besucher seines neuen Programms: Erst mal lachen, ­Rebers’ Worte wirken lassen, nachdenken und dann auch mal applaudieren. Nur nicht zu allem Ja und Amen sagen!

„Amen“ Mo 20./Di 21.11. + Sa 25.11., 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, Karten zu 13,- (erm.) bis 29,- unter T. 55 56 55 56; www.almahoppe.de