Im Herbst, da wird die Ernte eingefahren. Das gilt nicht nur für die 2017 im Norden besonders geplagten Landwirte, sondern auch für Kabarettisten und Comedians. Und so geben sich die Spötter in dieser Hamburger Ferienwoche satirisch die Klinke in die Hand. Allen voran in Alma Hoppes Lustspielhaus (Ludolfstr. 53).

Mag die Rente mit 67 in Berlin beschlossen worden sein – Thomas Freitag hält sich nicht daran. Das Kabarett-Schwergewicht, ein satirisches Symbol der Bonner Republik (etwa mit der Nummer „Brandt, Strauß und Wehner auf der Dreibett-Wolke“) bleibt auch im 68. Lebensjahr aktiv. Nach mehr als 40 Jahren auf der Bühne heißt sein neues Programm „Europa, der Kreisverkehr und ein Todesfall“. Am Donnerstag, 19.10., zeichnet Freitag die Historie Europas nach – wie so oft mit Parodien und haltungsstarken Figuren, thematisch von der Großzügigkeit in der Kunst über Rechte und Religion bis zur Geldpolitik.

Auf Wissenschaftskabarett spezialisiert hat sich Vince Ebert, ein Intimus der populären medizinischen Plauder­tasche Eckart von Hirschhausen. Blickte der Diplom-Physiker in „Evolution“ noch zurück, schaut Ebert nun voraus: „Wann endlich kommt die Frauenquote im Vatikan? Oder wenigstens die Unisex-Toilette? Kann die Erderwärmung durch Social Freezing verhindert werden?“ Fragen, die Ebert im Programm „Zukunft is The Future“ (20.10.) stellt. Das Wochenende im Lustspielhaus komplettieren zwei Lokalmatadoren: „Wiedersehen macht Freunde“ (21.10.) ist zwar nicht Alfons’ neues Programm, jedoch ein sehr persönliches. Tastenkabarettist Axel Pätz untersucht mit seiner „RealiPÄTZtheorie“ (22.10., jew. 20 Uhr) die Mysterien des Alltags (Karten zu 10 bis 29 Euro: T. 55 56 55 56).

Im Polittbüro am Steindamm 45 hat Hamburgs politischster Kabarett-Oppositioneller Henning Venske (78) am 20. und 21.10. ein doppeltes Heim- und Gastspiel. Sein treffender Titel: „Satire – gemein, aber nicht unhöflich.“ Özgur Cebe ist Satiriker der neuen Generation. Bekannt als „Der bewegte Muselmann“ zeigt der Akteur mit türkischen, armenischen und kurdischen Wurzeln am 25.10. (je 20 Uhr), was für ihn Sache ist: „Born in The BRD“, sagt sich der in Bielefeld geborene und in Bonn aufgewachsene Cebe (Karten zu 10 bis 20 Euro: T. 28 05 54 67).

Aus Papenburg stammt Oliver Polak, längst Synonym des deutsch-jüdischen Humors. Der dickliche Bestsellerautor („Ich darf das, ich bin Jude“, „Der jüdische Patient“) bricht in oft schlecht sitzenden Trainingsanzügen nicht nur optisch Tabus, er präsentiert am 21.10. (20 Uhr) seine dritte Bühnenshow „Über Alles“ im Uebel & Gefährlich (Feldstr. 66, Karten zu 21,50 Euro). Polaks Anspruch ist das ständige Hinterfragen überholter Denkmuster; Auszeichnungen für „Das Lachen der Anderen – Comedy im Grenzbereich“/WDR (Deutscher Fernsehpreis) und „Applaus und Raus“/ProSieben (Grimme-Preis) mögen ihm helfen, bieten indes keine Gag-Garantie.

Die hat auch Thomas Kreimeyer nicht. Jedoch hat der Sieger des Hamburger Comedy-Pokals 2012, einst Mitglied des Hamburger Scharlatan-Theaters, mit seinem „Steh-Greif-Kabarett“ eine äußerst unterhaltsame Form der Kommunikation zwischen Künstler und Zuschauer entwickelt. Motto: Fragen ja, bloßstellen nein! Wer ihn noch nicht kennt – am 21.10. (20 Uhr) auf ins Goldbekhaus (Moorfurtweg, Karten zu 9, 12 bis 17,50 Euro)!