Interviews gibt er nicht gerne, der Mann mit einem der erfolgreichsten deutschen Hits. Dabei ist er der Schöpfer des Tanzflächenfüllers „Prayer in C“, auch wenn man das nicht vermuten mag bei der schüchternen Ausstrahlung des Jungen aus Osnabrück. Sein Geburtsort ist mit Sicherheit die am meisten verbreitete Info aus Robin Schulz’ Biografie. Vielleicht, weil bisher sonst nicht viel Aufregendes passiert ist in seinem Leben – außer vielleicht drei Nummer-eins-Hits und zwei Milliarden ­Streams seiner ersten beiden Alben, das dritte – „Uncovered“ – wurde gerade im September veröffentlicht. Ansonsten wären da noch über 150 Gold- und Platin-Schallplatten und drei Echos, unter anderem als „Erfolgreichster Deutscher Act im Ausland“.

Dabei hat er vor drei Jahren noch von Hartz IV gelebt und bei seiner Freundin gewohnt. Vom Plattendreher zum Multimillionär könnte man seine Story also betiteln. „Ist das Kunst, oder kann das weg?“, fragen nun Kritiker der in den letzten Jahren omnipräsenten Deep-House-Erfolgswelle, auf der neben Schulz auch Künstler wie Felix Jaen und Alle Farben anzutreffen sind. Ihre Songs sind, vereinfacht gesagt, neu zusammengemixte Stücke bekannter oder unbekannter Sänger, die mit soften Dance-Beats unterlegt werden und somit auf jedem heimischen Sofa produziert werden könnten – im Falle seines ersten Nummer-eins-Hits „Waves“ auf dem Laptop von Schulz’ Freundin. Doch Robin Schulz hat bewiesen, dass er mehr ist als eine seichte Eintagsfliege mit Heino-Sonnenbrille: Er hat ein außer­gewöhnliches Gespür für Ohrwürmer und ist damit seinen Kollegen mehrere Wellenlängen voraus.

Als wäre „Waves“ eine Prophezeiung gewesen, wurden die weltweiten Charts tsunamiartig mit seinen Tracks wie „Prayer in C“, „Sugar“ oder aktuell „OK“ (mit James Blunt) überschwemmt. Heute lässt er die Gesangstracks extra für seine Songs produzieren, sucht dafür Sänger auf der ganzen Welt. Und auch wenn er heute in seiner Freizeit mit Stars wie David Guetta chillt, bleibt er der Bodenständige, der sich gerne hinter seiner Sonnenbrille versteckt.

Robin Schulz Do 19.10., 20.00, Barclaycard Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 53,30 im Vorverkauf; www.robin-schulz.com