Der Rechtspopulismus drängt an die Macht. Die Front National in Frankreich, die FPÖ in Österreich oder in Deutschland die AfD. Wie diese Parteien vorgehen, darüber hat sich der Belgier Lucas Belvaux Gedanken gemacht. In seinem politisch brisanten Drama „Das ist unser Land!“ gehen Nationalisten in Frankreich auf Wählerfang und machen sich die frustrierte Stimmung vieler Menschen zunutze: Armut, Arbeitslosigkeit, fehlende Perspektiven.

Die Krankenschwester Pauline soll in einer Kleinstadt als Bürgermeisterkandidatin gewonnen werden und findet sich plötzlich an der Seite der mächtigen Parteiführerin Agnès Dorgelle wieder. Unübersehbar, dass damit die französische Front National mit ihrer Chefin Marine Le Pen gemeint ist. Bei der Partei sorgte der Film für großen Unmut, zumal er in Frankreich während des Wahlkampfes im Frühling ins Kino kam.

Pauline (Émilie Dequenne) aus dem nordfranzösischen Hénart schuftet hart, um sich und ihre Kinder durchzubringen. Für einen Pflegedienst macht sie Hausbesuche bei kranken Menschen. Nebenbei sorgt sie sich um ihren Vater, der gesundheitlich stark abgebaut hat. Hilfe bekommt sie von dem Arzt Dr. Berthier (André Dussollier), einem Herren, der die Familie seit Jahrzehnten begleitet.

Er erkennt, wie frustriert Pauline ist und will sie für die populistische Partei RNP (Rassemblement National Popu­laire) anwerben. Vertrauensvoll hört er sich ihre Sorgen an und schlägt ihr vor, für das Bürgermeisteramt von Hénart zu kandidieren. Pauline ist erst unsicher, ist ihr Vater doch überzeugter Sozialist. Doch Ber­thier und Dorgelle lassen nicht locker.

Belvaux zeigt in seinem nüchtern inszenierten Werk die rechten Parteien als zynische Vereinigungen, denen es nur vordergründig um die Nöte der Menschen geht. Viel wichtiger ist demnach der Kampf um die Macht – mit allen Mitteln. So wird Pauline letztlich zum Werkzeug in einer rücksichtslosen Wahlkampfmaschinerie. Belvaux macht deutlich, dass der Siegeszug der Rechten auch ein Versagen der etablierten Parteien ist. Sie nehmen die Sorgen der Wähler nicht ernst und überlassen den Rechtspopulisten das Feld. Das ist wenig überraschend und auch in Deutschland im Hinblick auf die AfD vielfach diskutiert worden. Neue Erkenntnisse steuert der Film nicht bei. Trotzdem zeigt Belvaux spannend auf, wie sich die Sympathie für rechte Parteien ganz schleichend entwickelt.

„Das ist unser Land!“ F/BE 2017, 118 Min., ab 12 J., R: Lucas Belvaux, D: Émilie Dequenne, André Dussollier, Catherine Jacob, täglich im 3001; www.alamodefilm.de/kino/detail/das-ist-unser-land.html