Joseph Joffo war zehn Jahre alt, als seine Eltern ihn mit seinem nur zwei Jahre älteren Bruder Maurice auf eine gefährliche Reise schickten. Aus dem 1941 von Deutschen besetzten Paris sollten sich die jüdischen Kinder in die „freie Zone“ retten, per Zug, Bus und Schleuser-Hilfe. Allein würden sie weniger auffallen, als wenn die Familie zusammen gehe.

In Christian Duguays Neuverfilmung des autobiografischen Romans, den Joffo später über seine Kindheit schrieb, sieht man die Eltern am Fenster ihrer Pariser Wohnung stehen, wie sie den Jungs nachschauen, die in kurzen Hosen übers nasse Pflaster davoneilen. Und das an sich friedliche Bild gibt perfekt den Schrecken dieser Zeit wieder, weil man begreift, wie schlimm es stehen muss, wenn liebende Eltern ihre Kinder ungeschützt in die Nacht schicken müssen.

Man weiß, dass der Erzähler überlebt. Und doch empfindet man den Moment, in dem Joseph im Exil die Zeitung mit der Schlagzeile „Paris ist befreit“ liest, wie einen ersehnten Triumph nach langer, ungewisser Anspannung. Zum einen liegt das daran, dass Duguays Film die schrecklichen Erlebnisse aus der oft blauäugigen Perspektive eines an Abenteuer interessierten Kindes schildert. Zum anderen ergreift der Film, weil seine beiden Hauptdarsteller dies überzeugend wiedergeben. So konventionell „Ein Sack voll Murmeln“ als ganzes daherkommt, so sehr besticht das kindliche Erleben, das jede falsche Sentimentalität aushebelt.

„Ein Sack voll Murmeln“ Sa 19.8., 16.30, So 20.8., 16.45, Di 22.8., 12.30, Mi 23.8., 17.00 (OmU), Abaton, Allende-Platz 3; www.einsackvollmurmeln-film.de, www.abaton.de