Konzerte gibt sie auch noch. Aber sie sind nur ein Teil der verschiedenen Aktivitäten und Auftritte, die Patti Smith absolviert. Im vergangenen Jahr erhielt sie etwa in New Jersey die Ehrendoktorwürde der Wesleyan-Universität; sie reiste nach Stockholm, um dort für Bob Dylan den Literaturnobelpreis abzuholen und eine Laudatio auf den verehrten Kollegen zu halten; sie liest in Gefängnissen, ist gern gesehener Gast bei Kunst-Vernissagen, und natürlich engagiert Patti Smith sich auch politisch und ökologisch. Im April erst machte sie im Washington D.C. beim People’s Climate March mit, der gegen US-Präsident Trumps Klimapolitik demonstrierte. „Wir werden weitermachen. Morgen und den darauffolgenden Tag. Und den übernächsten Tag. Und weiter und weiter.“ „People have the power“, zitierte sie auch noch einen ihrer bekanntesten Songs.

Patti Smith, 1946 in Chicago geboren, ist bis heute eine Rockmusikerin geblieben, die immer deutlich ihre Meinung gesagt hat. In der einen Hand das Mikro und die andere zur Faust geballt, so kennt man die Amerikanerin. Aber sie ist auch eine begnadete Poetin. Eines ihrer Vorbilder ist der französische Surrealist Arthur Rimbaud, der im Übrigen auch Bob Dylan, Jim Morrison und andere maßgeblich beeinflusst hat. Über Rimbaud schreibt Patti Smith in ihrer Autobiografie „Just Kids“: Ich umarmte ihn als Landsmann ... als Verwandten, ja als heimlichen Geliebten.“ In diesem Jahr hat Smith das bäuer­liche Elternhaus von Rimbaud in den Ardennen gekauft, in dem er 1873 den Zyklus „Eine Zeit in der Hölle“ geschrieben hat.

Im Titelsong ihres Debütalbums „Horses“ (1975) erwähnt Patti Smith Rimbaud zum ersten Mal. Schon als 16-Jährige hatte sie die Gedichte des 1891 gestorbenen Dichters entdeckt. Mit „Horses“ etablierte sie sich als wichtige Vorläuferin der späteren Punk- und New-Wave-Bewegung und auch als wichtige Person innerhalb der Frauenbewegung. Die Themen der Platte waren damals Hysterie über Ufos, Einsamkeit, Erwachsenwerden, die letzten Tage im Leben von Jimi Hendrix und Pferde als Metapher für bedrohliche sexuelle Energie. Das New Yorker Magazin „Village Voice“ bezeichnete sie damals als „einzige wahre Schamanin in der Rockmusik“. Wie viele andere Künstler, die ihre frühen Alben bei Konzerten komplett aufführen, hat Patti Smith auch eine „Horses“-Tournee absolviert. Wenn sie am 16. August in den Hamburger Stadtpark kommt, wird sie jedoch Stücke aus verschiedenen Perioden ihrer Karriere sowie Coversongs spielen.

„Gloria“, geschrieben von Van Morrison für seine erste Band Them, hat sie seit ewigen Zeiten im Programm und ist in ihrer Version mindestens ebenso bekannt wie das Original. Auch anderen wichtigen Autoren der Popgeschichte erweist sie ihr Anerkennung: Tom Waits’ Song „Picture In A Frame“ hatte sie zuletzt ebenso im Programm wie John Lennons „Beautiful Boy (Darling Boy)“. Und auch U2 findet sich in ihrem Repertoire. Wie Smith ist auch Sänger Bono Rockstar und Aktivist. „Mothers Of The Disappeared“, im Original auf „The Joshua Tree“, handelt von verschwundenen Personen unter Militärregimes in Mittelamerika. Eine Nummer, die perfekt in Smiths Konzept passt.

Patti Smith Mi 16.8., 20.00, Stadtparbühne (S Alte Wöhr), Saarlandstraße, Karten zu 49,80
im Vorverkauf; www.pattismith.net