Kiosk, Kleingarten und Kaugummi-Liebe. Mit dieser Alliteration lässt sich der Charakter des Films „Sommerfest“ treffend beschreiben. Der Film ist eine Liebeserklärung an das Land der Pommes Schranke, ans Ruhrgebiet mit all seinen schrägen Figuren und seinem erdigen Humor. Nur nicht abheben, lautet hier der Grundtenor.

„Wat machste so?“

„Ich bin Schauspieler.“

„Schauspieler? Muss ich dich kennen?“

Dieser Dialog wiederholt sich im Film immer wieder, bis die Hauptfigur Stefan Zöllner (Lucas Gregorowicz) irgendwann am Ende die Nase voll hat und von sich aus sagt: „Ich bin Schauspieler. Musst mich aber nicht kennen.“

Schauspieler Stefan kehrt unerwartet in seine Ruhrgebiets-Heimat zurück, noch in vollem Kostüm, denn unmittelbar nach seinem abendlichen Auftritt auf einer Münchner Bühne erreicht ihn über den Pförtner der Anruf, sein Vater sei tot. Morgens beim Frühstück vom Stuhl gekippt – und weg war er. Oder, wie es der Ruhrgebietsbestatter ausdrückt: „Ihr Vatter hat einen sehr gnädigen Tod gehabt. Von einer Sekunde zur anderen hörte sein Herz auf zu schlagen. Der hat quasi gar nicht gemerkt, dass er tot war.“

Der Film beruht auf dem gleichnamigen Roman von Frank Goosen, einem Ruhrgebiets-Experten – und Regisseur Sönke Wortmann, der in diesem Fall das Drehbuch schrieb, hat zwar einiges am Plott verändert, doch Goosens Ton ist geblieben. Die Omma ist die Omma, die Trinkhalle der Treffpunkt, sozialer Aufstieg erfolgt über Fußball. Woll!

Tatsächlich sind die Klischees das Charmante an diesem Film. Die Laiendarstellerin Elfriede Fey spielt die Kioskbesitzerin und ist wunderbar. Diggo (Markus John), gekleidet im Trainingsanzug, ist der gemütliche Halbwelt-Boss mit Kleingartenanschluss. Überhaupt ist das Ruhrgebiets-Milieu liebevoll beschrieben. Das macht Spaß. Wäre da nicht die Hauptgeschichte. Schauspieler Stefan trifft nämlich auf seine Jugendliebe – die legendäre Charlie (Anna Bederke). Und während Stefan die Widerstandskraft einer zerkochten Spaghetti hat, er leiert als Figur regelrecht durch den Film, ist Charlie das genaue Gegenteil – Wille pur.

Sie: „Ich habe einen Plan. Willst du ihn hören?“

Er: „Spielt das ’ne Rolle?“

Sie: „Nee.“

Was Stefan an der zupackenden Charlie attraktiv findet, erschließt sich nicht. Die Liebesgeschichte, die im Mittelpunkt steht, sie schlägt keine Funken. Und irgendwie überträgt sich das auf den ganzen Film. Das „Sommerfest“ – es ist die Saisonabschlussfeier des örtlichen Fußballvereins in Bochum. Das ist halt Pott, möchte man sagen. Aber was hängen bleibt, sind matte, irgendwie traurige Bilder. Das ballonseidene Glitzern, das einzelne Nebenfiguren kurz in den Film ­hineintragen, es fehlt auf die Dauer. Eben weil die Liebesgeschichte nie richtig Fahrt aufnimmt.

So bleibt „Sommerfest“ ein hübscher Fernsehfilm. Mehr nicht.

„Sommerfest“ D 2017, 92 Min., o. A., R: Sönke Wortmann, D: Lucas Gregorowicz,
Anna Bederke, täglich im Abaton, Blankeneser, Koralle, Passage, UCI Mundsburg, Zeise;
www.x-verleih.de/filme/sommerfest