Die Erfolgsgeschichte von Ray Kroc beginnt recht spät – mit 52 Jahren. Er ist erfolgloser Vertreter für Milchmixgeräte, der amerikanische Schnellrestaurants abklappert und sich dort immer wieder Absagen einhandelt. Wie Willy Loman aus Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“. Er muss sich seine Welt schönreden, er findet kein Glück mehr in seiner Ehe, er empfindet sich als gescheitert. Da bekommt er eine seltsame Bestellung.

Ein kleines Schnellrestaurant im kalifornischen San Bernadino will gleich sechs Exemplare seiner Maschinen haben. Ray Kroc hält das für einen Fehler und ruft dort an – doch der Kunde erhöht die Bestellung kurzerhand auf acht. Was ist da los?, fragt sich Kroc. Er macht sich auf den Weg nach Kalifornien.

John Lee Hancocks Film erzählt die Geschichte der Gründung eines Weltkonzerns. Den Titel „The Founder“ (Der Gründer) muss man dabei als programmatisch verstehen. Denn es war nicht Ray Kroc (Michael Keaton), der die Idee hatte, wie man die lahmende Systemgastronomie in den USA der 50er-Jahre neu ankurbeln konnte. Es waren Mac McDonald (John Carroll Lynch) und Dick McDonald (Nick Offerman). Sie hatten in ihrem kleinen Restaurant in San Bernadino mit der Modeerscheinung gebrochen, Autos vor dem Restaurant halten zu lassen und die Kunden im Fahrzeug zu bedienen. Wer einen Hamburger wollte, musste sich anstellen, wurde aber in Sekundenschnelle bedient: Innerhalb der Restaurantküche sorgte ein perfekt ausgeklügeltes System für eine fast maschinelle Fertigung des Bestellten. Krocs Leistung bestand darin, dieses System überall in den USA und schließlich auch in der Welt zu verbreiten.

Die McDonald-Brüder hatten kein großes Interesse an Expansion. Der Film schildert, wie Ray Kroc ihnen die Idee dennoch schmackhaft macht. Wie er sie mit Überzeugungskraft und mit Begeisterung dazu bringt, ihn zum Chefverkäufer ihres Modells zu machen. Und wie er im entscheidenden Moment keine Skrupel hat, die beiden Gründer auszubooten.

Das macht „The Founder“ zu einer schönen Studie über das Wesen des Kapitalismus, die man vielleicht weniger mit dem „Tod eines Handlungsreisenden“ vergleichen sollte als mit David Finchers Film „The Social Network“ über die Gründung Facebooks von Mark Zuckerberg. Die beiden McDonald-Brüder stehen für eine sozial gezügelte Spielart des Geschäftslebens, sind an der Zufriedenheit der Kunden und Mitarbeiter interessiert wie am Wachstum. Ray Kroc dagegen verkörpert den Kapitalismus in seiner entfesselten Variante: „Wenn ich einen Wettbewerber ertrinken sehe“, sagt er zu den perplexen Brüdern, „stopfe ich ihm noch einen Wasserschlauch in den Hals.“

Michael Keaton gelingt es glänzend, diesen ambivalenten Menschen zu verkörpern: einen, der auf der einen Seite verbindlich und freundlich sein muss, um andere für sich einzunehmen – der aber genau diese Eigenschaften in kurzer Zeit abstreifen kann, um immer erfolgreicher und mächtiger zu werden. Dass sich so jemand im entscheidenen Moment auch der langjährigen Partnerin entledigt, um sie durch eine jüngere zu ersetzen, erscheint fast wie ein Klischee – und entspricht doch den Fakten.

Die Gründung von McDonald’s handelt nicht nur von einer zündenden Idee, über deren kulinarische und ökologische Folgen man lange streiten kann. Sie handelt auch davon, wie man eine Idee zu Geld macht. Und da wird es schnell rücksichtslos, hart und schmutzig.

„The Founder“ USA 2017, 115 Min., o. A.,R: John Lee Hancock, D: Michael Keaton, Nick Offerman, John Carroll Lynch, Laura Dern, täglich im Koralle, Passage, Studio-Kino, UCI Mundsburg, Zeise; www.thefounder-film.de