Als sie 1994 ihr erstes Konzert in Montreal gaben, spielten die drei Mitglieder von Godspeed You! Black Emperor (GY!BE) nur einen Akkord. Und das eine halbe Stunde lang. „Wir hatten keine Zeit zum Üben“, erklärte Efrim Menuck später. Aus diesem radikalen Ansatz entwickelte sich die Klangwelt des Musikerkollektivs aus Kanada. Inzwischen ist die Band auf bis zu 15 Musiker angewachsen, den frühen Minimalismus hat sie auch hinter sich gelassen. Konzerte mit GY!BE sind ohrenbetäubend laut, die Band schichtet Klangflächen übereinander und schafft einen Klangwall, so hoch wie ein Bergmassiv. Vor allem Gitarren, Streichinstrumente und Schlagzeug werden für diese infernalischen Klänge eingesetzt.

„In erster Linie sind wir alles irgendwie Punkrock-Kids, wir benutzen die gleichen Werkzeuge, die wir benutzen, seit wir 15 Jahre alt sind“, sagt Menuck, einer der Gitarristen des Kollektivs. „Wir sind eben stark im Punkrock und im amerikanischem Hardcore verwurzelt.“ Songstrukturen und Melodien finden sich jedoch nicht in den Kompositionen von GY!BE. Die oft bis zu 20 Minuten langen Nummern funktionieren eher wie klassische Kompositionen, die in einzelne Sätze unterteilt sind. Außerdem benutzt die Gruppe sogenannte Feldaufnahmen, die sie in die Stücke hineinmontiert. „Mladic“ vom Album „’Allelujah! Don’t Bend, Ascend“ zum Beispiel beginnt mit der Aufnahme einer Festnahme, bei der jemand aufgefordert wird, sich mit ausgestreckten Armen zu ergeben. Ratko Mladic war ein serbischer General, dem Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Last gelegt werden.

GY!BE versteht sich als linke Band, Erklärungen zu den Songs liefert sie jedoch nicht. Nur äußerst selten geben die Musiker überhaupt Interviews. Auch Bandfotos existieren kaum. Von Beginn an hat GY!BE sich der Plattenindustrie verweigert, Alben bringen sie auf ihrem eigenen Label Constellation heraus. Das aktuelle Werk heißt „Asunder, Sweet And Other Distress“ und ist im vergangenen Jahr erschienen. Ihren Sound hat die Band nicht geändert. Das Inferno geht weiter.

Godspeed You! Black Emperor Mo 15.8., 20.00, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestraße 20, Karten zu 26,-; www.brainwashed.com/godspeed