„Sie sind Architektin?“, fragt Stéphanies Jobvermittler. Der etwa 40-Jährige rät der 40-Jährigen, umzuschulen, Flyer zu verteilen, sich als Coach zu versuchen. „Großartig! Gescheiterte bringen anderen bei, wie man Erfolg hat.“ Stéphanie fehlen die Worte. Da stiert ihr Vermittler einer halb so alten Kollegin hinterher, ruft: „Hey, wann gehen wir endlich mal was essen?“ und – Jacqueline verabschiedet sich: „Ich will ehrlich sein: Vergessen Sie’s. Sie ist jung. Und sie sind ein alter Sack mit Wampe und Haarausfall.“

Hier geht es um ein Schicksal, das im Zuge von Globalisierung und Neoliberalismus auch in Frankreich immer mehr Menschen betrifft. Sie werden arbeitslos, in einem Alter, das man einst als das beste ansah. Nun sehen sich als Teil der „Generation Bumerang“ gezwungen, zumindest vorläufig, bei ihren Eltern einzuziehen. Auch für Stéphanie (Alexandra Lamy) gleicht es einer Demütigung, noch einmal im titelgebenden „Hotel Mama“ einchecken zu müssen. Mutter Jacqueline (Josiane Balasko) indes ist aufgeblüht, nachdem Stéphanies Vater gestorben ist. Sie ist verliebt in einen alten Freund und Nachbarn. Beim Abendessen will es die Mutter verkünden. Aufgeregt beginnt sie zu stottern, ist nervös und abgelenkt, was die drei besorgten Kinder als Zeichen von beginnender Demenz interpretieren.

Regisseur Éric Lavaine entwirft einen tragikomischen Reigen aus Vorbehalten, die die Generationen gegenüber den jeweils anderen pflegen. Dass sich dabei die traditionellen Verhältnisse mitunter umkehren, sich die Seniorin einen entspannteren, offeneren Zugang zum Leben erhalten hat, macht den Reiz aus. Nur das allzu sehr in Harmonie abgleitende, fast märchenhafte Finale weckt Sehnsucht nach dem anfänglichen Witz.

„Willkommen im Hotel Mama“ F 2016, 93 Min., o. A., R: E. Lavaine, D: Alexandra Lamy, Josiane Balasko,, tägl. im Cinemaxxr, Koralle, Passage; www.willkommenimhotelmama.de