Von den vielen Gewerken, die es im Filmgeschäft gibt, zählt das der Szenenbildnerin zu den unbekannteren. Wer will, kann die Wissenslücke heute schließen. Ins Abaton kommt eine sehr erfolgreiche Vertreterin ihres Fachs und stellt zwei Filme vor, an denen sie mitgewirkt hat. Die Hamburgerin Silke Fischer erklärt, was genau sie eigentlich gemacht hat, zuerst in Maria Schraders Film „Vor der Morgenröte“, anschließend bei Maren Ades Tragikomödie „Toni Erdmann“.

„Eine Szenenbildnerin ist zusammen mit Regie und Kamera für das ­visuelle Erscheinungsbild des Films verantwortlich. Sie schafft die Welt, in der sich die Protagonisten bewegen“, erklärt Silke Fischer ihre Aufgaben – ein Schöpfungswerk also.

Sie orientiert sich dafür an den ­Lebenswelten, die sie kennt, oder beginnt eine intensive Recherche. Mit Bildmaterial, aber auch an Originalorten. „Diesen Teil der Arbeit mag ich sehr, da ich so Menschen und Umgebungen kennenlerne, denen ich sonst nie begegnet wäre.“ Ihre Arbeit beginnt normalerweise lange vor Drehbeginn.

Bei „Toni Erdmann“ ist sie mit der Regisseurin Maren Ade zwei Jahre vor Drehbeginn das erste Mal nach Bukarest gefahren, um zu entscheiden, ob die Stadt das richtige Setting für den Film sei. „Wir wollten unbedingt die ­lebendige Atmosphäre der Stadt nutzen und an Originallocations drehen.“ Und die haben sich dort schnell geändert. Eine gerade erst für den Dreh ausgewählte Diskothek war zwei Monate später schon wieder geschlossen.

Für „Vor der Morgenröte“ sollte in einem historischen Setting gedreht werden, die Schauplätze im Originalzustand gab es aber nicht mehr. „Die New Yorker Wohnung, in der Friederike Zweig untergekommen ist, wurde vollständig in einem zum Studio umgebauten Kino in Halle gebaut.“ Die Handlung des Films spielt auch in Brasilien. „Für die Außenaufnahmen sind wir durch einen Tipp in Sao-Tome, dem zweitkleinsten afrikanischen Inselstaat, gelandet, der bis 1975 eine portugiesische Kolonie war. Die Insel war ideal für uns, da nicht nur die Vegetation, sondern auch die Architektur sehr ähnlich wie in Brasilien ist.“

„Vor der Morgenröte“ Mi 3.8., 17.15, „Toni Erdmann“ Mi 3.8. 20.00, Abaton (Bus 4,5), Allende-Platz 3, Karten jeweils 8,-/7,50 unter T. 41 32 03 20; www.abaton.de