Die Aussage war kurz und eindeutig: „Nazi Punks Fuck Off!“, schrie Jello Biafra, Sänger der Dead Kennedys, 1981 ins Mikrofon. In diesem Jahr hat er den Slogan leicht abgewandelt und aktualisiert. „Nazi Trumps Fuck Off!“ steht auf dem Tourplakat von Biafra und seiner aktuellen Band The Guantanamo School Of Medicine. Das Bild des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump ist mit einem dicken roten Balken durchgestrichen. Nicht überraschend, dass Eric Reed Boucher, Künstlername Jello Biafra, Trump im Visier hat.

Jello Biafra ist jemand, der immer aneckt. Ein Provokateur und „demokratischer Anarchist“, wie er sich selber bezeichnet, ein Vertreter des zivilen Ungehorsams, ein Musiker, der vor Anstößigkeiten nicht zurückschreckt, um damit Zensur zu provozieren; ein Bühnenberserker und intelligenter Agitator gleichermaßen. Seit fast 40 Jahren ist Biafra, Jahrgang 1958, eine der schillerndsten Figuren der amerikanischen Musikszene, zuerst als Sänger der Dead Kennedys, später als Mitglied von Bands wie NoMeansNo und den Melvins. Auch als Politiker der amerikanischen Green Party, für die er sich im Jahr 2000 sogar um die Präsidentschaftskandidatur beworben hat, war er aktiv.

Seit fünf Jahren hat Jello Biafra wieder eine eigene Band mit dem Titel The Guantanamo School Of Medicine am Start – eine eindeutige Anspielung auf das umstrittene Gefangenenlager, das die Bush-Regierung nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 im Januar 2002 auf Kuba errichtete und das auch Präsident Barack Obama 14 Jahre später noch nicht aufgelöst hat.

„Enhanced Methods Of Questioning“, also: „Verbesserte Verhörmethoden“, heißt das zweite Album von Biafras neuer Band. Eine Zeichnung auf der CD verdeutlicht, was mit diesen Methoden gemeint ist. Sie zeigt einen kurz geschorenen Sonnenbrillenträger beim sogenannten Waterboarding, einer Foltermethode des simulierten Ertrinkens, die auch bei Gefangenen in Guantanamo angewendet worden ist. In den fünf Songs des Albums inklusive des 33 Minuten langen „Miracle Penis Highway“ kritisiert Biafra vor allem Polizeigewalt und die Macht der Uniformen. Nach den Schießereien von und gegen US-Polizeibeamte der vergangenen Monate ist Biafras fünf Jahre alter Song – wie viele seiner älteren Lieder – weiterhin von erschreckender Aktualität geprägt. Im Jahr 2013 ist mit „Whiter People And The Damage Done“ das letzte Album mit der Guantanamo School herausgekommen – es steckte ebenfalls voller böser Gesellschaftskritik.

Vielleicht hat Jello Biafra ja auch ein paar Nummern von seinem jüngsten Live-Album im Programm, wenn er am 2. August im Hamburger Knust auftritt. 2011 interpretierte er in New Orleans ein paar alte Rock-, Soul- und Jazzklassiker wie „House Of The Rising Sun“ oder „Working In A Coal Mine“. Eine politische Anspielung konnte Jello Biafra sich dennoch nicht verkneifen. Aus „Walk On Guilded Splinters“ wird bei ihm „Walk On Jindal’s Splinters“: Der konservative Republikaner Bobby Jindal war bis 2016 Gouverneur in Louisiana.

Jello Biafra And The Guantanamo School Of Medicine Di 2.8., 21.00, Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Karten zu 19,90 im Vorverkauf; www.myspace.com/jellobiafraandthegsm