Ein bisschen gewagt erscheint es schon, eine Winterkomödie wie „Kill Billy“ zum Sommeranfang in die Kinos zu bringen. Zwar weiß man seit der jährlich im Januar flächendeckend plakatierten Dessouswerbung, dass es die Menschen in kalten Monaten offenbar zu Bildern nackter Haut hinzieht. Darauf, dass der Effekt auch in umgekehrter Richtung wirkt, setzen nun die Verleiher dieser norwegischen Komödie. Und nicht nur in ­klimatischer Hinsicht bildet „Kill Billy“ ein Gegenprogramm. Mit skeptischer Grundstimmung und leisem Humor steht der Film im Kontrast zu den lärmenden Sommerblockbustern.

Bjørn Sundquist spielt den Möbelhändler Harold Lunde, neben dessen Laden eines Tages eine Ikea-Filiale aufmacht. „Billige Plastikstühle und Imbusschrauben!“, regt sich Harold auf und preist seine eigenen Sessel an: „Edelholz, vier mal geölt, der Stoff aus Italien, halten praktisch ewig.“ Aber natürlich ist er es, der kurz darauf schließen muss. Damit nicht genug, stirbt auch noch seine Frau. So hat Harold binnen Kurzem alles verloren. Das Blaugelb des Ikea-Logos, das ihm in die Vitrine leuchtet, scheint ihm ein Licht aufzusetzen: Er macht Ingvar Kamprad, den Ikea-Gründer, für sein Schicksal verantwortlich und startet einen Rachefeldzug.

Im Verlauf der Ereignisse – Missgeschicke pflastern seinen Weg – folgt „Kill Billy“ vertrauten Roadmovie-Rezepten, die aus unwahrscheinlichen Begegnungen humorvolle Einsichten einbringen. Björn Granath tritt als Kamprad auf, der es selbst als Entführungsopfer nicht lassen kann, seine auf Kleinlichkeit beruhenden Geschäftsideen anzupreisen.

Wer schon immer wissen wollte, warum die Bleistifte bei Ikea so kurz sind, kann es hier lernen. Aber es ist Sundquists Darstellung eines Mannes, der den Verstand verlieren möchte und doch immer wieder auf die eigene Vernunft zurückgeworfen wird, die „Kill Billy“ zu einem lohnenden Vergnügen macht.

„Kill Billy“ N/S 2014, 97 Min., ab 6 J., R: Gunnar Vikene, D: Bjørn Sundquist,
täglich im Koralle, Zeise; www.KillBilly-derfilm.de