Man kann Musik mögen, sie beim Autofahren hören oder beim Abwaschen, vielleicht auch mal eine CD kaufen, wenn sie im Supermarkt eh gerade neben der Kasse liegt. Und man kann Musik lieben, eine Gänsehaut bekommen, wenn ein bestimmter Song läuft, mehr für neue Platten ausgeben, als „vernünftig“ wäre, alles über sie wissen wollen.

Zu letzterer Kategorie gehören offensichtlich die Organisatoren des „Unerhört!“-Musikfilm-Festivals, die zum neunten Mal eine ganze Reihe Dokumentationen zum Thema zusammengetragen haben. Etwa den Eröffnungsfilm „Pulp – A Film About Life, Death And Supermarkets“ (11.11., 21.15 Uhr, Metropolis) über die Britpop-Band Pulp, die nach 25 Jahren für ein gefeiertes Reunion-Konzert in ihre Heimatstadt Sheffield zurückkehrt. Ein Triumphzug, dem Regisseur Florian Habicht Interviews mit Fans und Passanten gegenüberstellt. Großes Kino, für das Pulp-Keyboarderin Candida Doyle extra nach Hamburg reist.

Unbedingt sehenswert ist auch „The Case Of The Three Sided Dream“ (13.11.,
19 Uhr, B-Movie), eine Spurensuche in Sachen Rahsaan Roland Kirk. Der blinde Multiinstrumentalist, vor allem als Saxofonist berühmt, spielte gern mehr als ein Blasinstrument gleichzeitig, arbeitete unter anderem mit Charles Mingus und Quincy Jones, war Soundexperimentator und Politaktivist. Ein ganz Großer des Jazz, gestorben 1977, dem mit diesem Film ein wunderbares Denkmal gesetzt wird.

Auch sonst ist die Bandbreite des Gezeigten mal wieder Horizont erweiternd: Da gibt es die 70er-Jahre-Ausgrabung „Reggae Music“ (15.11., 15 Uhr, B-Movie), eine Biografie der legendären Jazzfunk-Band Defunkt (14.11., 19 Uhr, B-Movie) und eine Auseinandersetzung mit Industrial-Music-Klassikern wie Throbbing Gristle oder Cabaret Voltaire (13.11., 20.45 Uhr, Haus 73). Da wird Damon Suzuki, der frühere Sänger der Krautrock-Band Can, auf seinen Reisen durch die Welt begleitet (15.11., 19 Uhr, B-Movie) und die Clubszene an der Hamburger Sternbrücke beleuchtet (15.11., 17 Uhr, B-Movie).

Allesamt mit viel Herzblut gedrehte Filme, die ohne die rührigen „Unerhört!“-Macher vermutlich nie auf einer Hamburger Leinwand zu sehen wären. Also hingehen, hinsehen, sich begeistern lassen.

„Unerhört!“-Musikfilm -Festival Mi 11.11. bis So 15.11., im B-Movie, Metropolis, Haus 73; Karten: 7, ermäßigt 6 Euro; Festivalpass: 25, ermäßigt 20 Euro