Das Nachtasyl über dem Thalia Theater ist eine ganz besonderes Schmuckkästchen. Während unten auf der weiten Bühne die großen Dramen verhandelt werden, lädt die Bar oberhalb regelmäßig zu Konzerten, die ebenfalls an der Seele ziehen. Die allzu Menschliches zum Schwingen bringen. Mitunter mit kleineren Gesten als auf den dicken Brettern der Hauptwunderkammer. Aber nicht minder schön, verwirrend, Fragen stellend. Vielleicht mit ein wenig mehr Durchatmen-Dürfen als bei der theatralen Kunst.

An diesem Freitag kommt mit Björn Kleinhenz ein Musiker ins Oberstübchen am Alstertor, der mit seinem Folkpop fein zu berühren weiß. Seit mehr als 15 Jahren macht der deutsch-schwedische Singer-Songwriter sein Ding. Unaufgeregt. Beherzt. Zudem ist der 34-Jährige mit seinem samtig-melancholischen Gesang und seinem countryesken Gitarrenspiel ein gefragter musikalischer Partner bei Kollegen wie Ane Brun oder José Gonzalez.

Geboren im baden-württembergischen Böblingen zog Kleinhenz mit seiner Familie als Kind in die südschwedische Provinz Småland. Nachdem er sich als Teenager in diversen Bands ausprobiert hatte, begann er eigene Songs zu schreiben. Seine Veröffentlichungspraxis reicht dabei von der guten alten Kassette über Digital-Tracks bis zu Alben auf CD und Vinyl.

Kleinhenz’ Verbindung zu Hamburg reicht bis ins Jahr 2008 zurück, als er beim hiesigen Label Devil Duck Records sein drittes Langwerk „Quietly Happy And Deep Inside“ herausgebracht hat. Und an der Elbe wird er nun auch sein neues Album präsentieren, das in einem Monat, am 20. November, erscheinen wird. „Ursa Minor“ lautet der Titel, die lateinische Bezeichnung für das Sternbild des Kleinen Bären.

Sehr gut möglich, dass Kleinhenz im lichtverschmutzungsarmen Südschweden einen besonders klaren Blick auf den Nachthimmel hatte. Seine aktuellen Stücke jedenfalls hat er in einer Scheune im Örtchen Mala aufgenommen, umgeben von Seen und Wäldern. Und da Kleinhenz ein Künstler ist, der immer wieder die Kollaboration sucht, hat er direkt eine komplett neue Band um sich geschart. „Jedes Mitglied der Band ist ein enger Freund von mir und das riesige Vertrauen, dass wir einander entgegenbringen, fördert nicht nur den kreativen Prozess, sondern verstärkt auch das endgültige Produkt“, erläutert Kleinhenz.

Entstanden ist eine astreine Folk-Platte mit reichlich sachte gesetztem Country-Charme, das die Opulenz samt Streicherschmelz nicht scheut. Das Lied „Tågeröd Struten“ etwa wirkt in dieser herbstgrauen Zeit wie ein warmer Spätsommergruß. Kleinhenz’ englische Verse erzählen von Clowns, Jägern und Dämonen, von Erinnerungen, Nähe und Traurigkeit. Von vielem also, was auch einen guten Theaterbesuch ausmacht.

Weiter musikalisch aufgeladen wird der Abend von den DJs Der feine Herr Bergwerker und Tan LeRacoon, die regelmäßig in der Hasenschaukel auf St. Pauli auflegen. Auch so ein Schmuckkästchen. Aber das ist eine andere schöne Geschichte.

Björn Kleinhenz, Hasenschaukel-DJ-Team Freitag, 23. November, 20.30 Uhr, Nachtasyl (S/U Jungfernstieg), Alstertor, Karten zu 10,- (Abendkasse); www.kleinhenz.se