Nur gut ein Kilometer Luftlinie liegt zwischen dem betongrauen Bunkerklotz an der Feldstraße und jener Stelle auf der anderen Seite der heutigen Ludwig-Ehrhard-Straße, wo zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Geburtshaus des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) stand. Für eine neue Konzertreihe, die sich die „Hamburgische Vereinigung von Freunden der Kammermusik“ ausgedacht hat, ist das schon mal kein ganz schlechtes Omen.

„Kammermusikplus“ heißt sie, genau darum geht es dann auch, Musik mit Mehrwert also sozusagen. In dieser Spielzeit sind insgesamt drei Programme geplant, bei denen die Musik an sich mit etwas anderem kombiniert werden soll. Und mit dem Resonanzraum im Bunker, hauptberuflich Heimat und Heimspielstätte des Ensemble Resonanz, hat dieses Format auch einen Startblock mit einem anderen Aroma, als es der Kleine Saal der Laeiszhalle verströmt. Dafür sorgt nicht zuletzt der einladende Bartresen neben den Sitzreihen für die Getränke, die das Konzerterlebnis angenehm ergänzen könnten.

Den Auftakt macht am Sonntag, 25. Oktober, ein Abend, der dem Leben und Werk von Mendelssohn gewidmet ist. Dass der als noch sehr kleines Kind durch den Umzug seiner Familie 1811 zum Berliner wurde, fällt dabei nicht weiter ins Gewicht. Wichtiger ist die Musik selbst, von der er trotz seines frühen Todes viel hinterlassen hat. Die Klavierquartette Nr. 2 und 3 sind dafür sehr brauchbare Beispiele, denn gerade in der vermeintlich so kleinformatigen Kammermusik erwies sich Mendelssohn schon früh als Großer im Detail. Die Quartette Nr. 1 bis 3 sind die ersten im Druck erschienenen Werke des Wunderkinds Felix.

Fürs Spielen dieser Noten wird das Fauré Quartett zuständig sein, das trotz seines französischen Namensgebers immer auch ein gutes Händchen für andere lohnende Größen hatte. Der Schauspieler Dominique Horwitz übernimmt die Rolle des historisch würdigenden Berichterstatters, er rezitiert Texte, die an verschiedene Lebensabschnitte des Komponisten erinnern sollen.

Deswegen auch das Quartett Nr. 3, das Mendelssohn schrieb, als er gerade mal 15 war. Gewidmet – und vorgeführt – hat er es nämlich dem 60 Jahre älteren Dichterfürsten Goethe, mit dem ihm trotz des gigantischen Altersunterschieds eine große künstlerische Seelenverwandtschaft verband. Zu Mendelssohns Lehrer Carl Friedrich Zelter sagte der greise Hofrat in Weimar damals, wie immer völlig von seiner eigenen Meinung überzeugt: „Was dein Schüler jetzt schon leistet, mag sich zum damaligen Mozart verhalten wie die ausgebildete Sprache eines Erwachsenen zum Lallen eines Kindes.“

Fauré Quartett & Dominique Horwitz So 25.10., 20.00, Resonanzraum im Bunker (U Feldstraße), Feldstr. 66, Karten zu 30,-/erm. 15,- im Vorverkauf; www.kammermusikfreunde.de