Thailand muss es richten. Dort durften sich Bradley Cooper und seine Trinkkumpane 2011 in der ersten Fortsetzung von „Hangover“ austoben. Und dorthin verschlägt es auch den deutschen Regisseur Bora Dagtekin zum wiederholten Mal. Dort hat er 2012 seine erfolgreiche Fernsehserie „Türkisch für Anfänger“ mit Elyas M’Barek noch mal fürs Kino gestartet. Dorthin nun versetzt er auch Teil zwei seines Pennäler-Hits „Fack ju Göhte“, wieder mit M’Barek. Thailand scheint nicht nur Ferien-, sondern auch Fortsetzungsparadies.

Dagtekin wagt einen radikal neuen Ansatz. Erstens: Weg von der Goethe-Gesamtschule. Teil zwo geht nach der ersten halben Stunde auf Klassenfahrt. Zweitens: weg von der Romanze. Die Liebesgeschichte zwischen dem falschen Hilfslehrer Zeki Müller (M’Barek) und der Pädagogin Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth) wird abrupt unterbrochen, Lisi wird in letzter Sekunde an der Mitreise gehindert. Und drittens: weg vom Schüler-Lehrer-Clash.

„Fack ju Göhte 2“ ist so was wie eine Romanze zwischen Lehrkörper und Schutzbefohlenen. Indem sie sich gegen einen gemeinsamen Feind behaupten: das Schiller-Gymnasium. Beide Schulen buhlen um eine Werbekampagne vom Bildungsministerium, beide schicken deshalb Schüler an eine Partnerschule in Thailand. Diesmal geht es also um Problemkids gegen schnieke Streber.

Und doch ist die Fortsetzung in gewisser Weise „Verrat“ am ersten Teil. Der unglaubliche Erfolg von „Fack ju Göhte“ erklärt sich zu einem Großteil daraus, dass sich nun mal jeder wiederfindet in den alten Schul- und Tafel-Kulissen. Deshalb erfreut sich die Pennäler-Komödie auch einer gewissen Tradition im deutschen Lachkino. „Fack ju Göhte 2“ aber verlässt das vertraute Terrain. Und damit das breite Identifikationsangebot für die Zuschauermassen. Teil eins spielte mitten im Problemkiez und handelte auch von Rütli-Problematik und Bildungsmisere. Teil zwei dagegen setzt auf Exotik und Eskapismus, Abenteuer und Action. Das sind fraglos neue Schauwerte. Aber die treffen nicht mehr so in Herz und Lachzentrum.

Ein paar Pluspunkte gibt es aber doch. „Chantal, heul leise!“ war einer der Sätze, die sich aus dem ersten Teil eingeprägt haben. Auch diesmal gibt es wieder solche Pointen: Wenn „We want piss“ gesagt wird, da „Peace“ gemeint ist, etwa. Darüber hinaus wird Chantal, der prolligsten Schülerin der 10b, nun noch mehr Freiraum gegeben. Deren Darstellerin Jella Haase ist die eigentliche Überraschung des Films. Und schließlich versteht es Regisseur Dagtekin nach wie vor, jede Situation ironisch zu brechen, auch und gerade, wenn sie ins Melodramatische zu kippen droht.

Keine Frage: „Fack ju Göhte 2“ ist ein Selbstläufer. Aber die Noten werden anders ausfallen. „Fack ju Göhte“ war damals eine glatte Eins, „Fack ju Göhte 2“ ist höchstens eine Zwei bis Drei.

„Fack ju Göhte 2“ D 2015, 115 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: Bora Dagtekin, Darsteller: Elyas M’Barek, Jella Haase, täglich im Blankeneser, Cinemaxx Dammtor/
Harburg/Wandsbek, Hansa, Koralle, Studio, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek