Ein junger Schwarzer geht auf die fahl beleuchtete Eingangstür einer schäbigen Vorortbude zu. Er klopft. Wird eingelassen. Steht einem bulligen, bärtigen Kerl gegenüber. Auf dem Sofa lümmelt sich eine Frau mit stoischem Blick. Die Atmosphäre knistert. Der Junge will seine Kohle für das Dope, das er auf der Straße vertickt hat. Der Bärtige will es ihm nicht geben. Knarren werden hörbar entsichert. Auch die Frau zielt auf den Dealer. Die Situation ist brenzlig. Da kachelt unter Sirenengeheul ein Polizei-Rammbock mit voller Wucht gegen das Haus. Ein Einsatzkommando stürmt die Bruchbude. Der Kleindealer kann knapp entkommen.

Actiongeladen wie ein Thriller aus dem Drogenmilieu beginnt F. Gary Grays imponierender Film über die so stilbildende wie umstrittene Formation N.W.A., die in den 80er-Jahren den Hip-Hop an der US-Westküste etablierte, die zu den Gründervätern des Gangsta-Rap zählte und mit funklastigen Beats und rüden Reimen ihre Wut gegen Armut, Ungerechtigkeit und staatliche weiße Willkür in die Welt bellte. Die 1988 berühmt wurde mit genau genommen nur einem Album: „Straight Outta Compton“, das dem Film den Titel gab.

N.W.A. galten in den wenigen Jahren ihres Bestehens als die härtesten und kompromisslosesten Vertreter des Genres. Und packten das, was sie um sich herum sahen, in grobe Texte, die freilich auch vor gewaltverherrlichenden, frauenfeindlichen und selbstverliebten Suadas nicht Halt machten.

Der kleine Dealer vom Anfang ist Easy-E (Jason Mitchell). Er steht im Zentrum dieses patenten Bio-Pics. Er gründet mit dem Geld, das ihm seine Drogengeschäfte eingebracht haben, sein Plattenlabel Ruthless Records. Und mit seinen Homies Dr. Dre (Corey Hawkins), Ice Cube (O’Shea Jackson, Jr.), DJ Yella (Neil Brown, Jr.) und MC Ren (Aldis Hodge) formt er N.W.A.

In epischer Breite begleitet „Straight Outta Compton“ so nüchtern wie – wenn nötig – auch sensibel Aufstieg und Fall der Formation von 1986 bis 1995. Er zeigt Teenager in Compton, jenem Vorort von Los Angeles, der eine der höchsten Arbeitslosenquoten und eine der höchsten Mordraten der USA hat, in dem ein Bandenkrieg zwischen den Crisps und den Bloods wütet, in dem polizeiliche Willkür gegenüber Schwarzen an der Tagesordnung ist. In solch einem Klima entstehen Stücke wie der N.W.A.-Hit „Fuck The Police“, der der Truppe Aufführungsverbote bis hin zu einem Drohbrief des FBI einbrachte. Das Album wurde dennoch mehr als drei Millionen Mal verkauft.

Regisseur F. Gary Gray versucht erst gar nicht, die Musiker als glamouröse Helden zu stilisieren, auch wenn er einige herbere Episoden aus der Vita seiner Protagonisten ausspart. Er richtet den Blick immer wieder auf die Zeitumstände, auf eine von Angst, Unsicherheit und Rassismus geschürte Gewalt.

Die Darsteller sind durchweg großartig, allen voran Jason Mitchell als von Leben und Erfolg überforderter Easy-E. Die gut zweieinhalb Stunden lange musikalische Biografie vergeht wie im Flug.

Straight Outta Compton USA 2015, 147 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: F. Gary Gray, Darsteller: O’Shea Jackson Jr., Corey Hawkins, Jason Mitchell, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Savoy, Studio, UCI Mundsburg/Othmarschen Park/Wandsbek