In Zeiten wie diesen ist es ein schönes Bild, einen weißen und einen schwarzen Amerikaner zusammen auf einer Bühne zu erleben. Aber der Jazz war schon immer fortschrittlicher und toleranter als der Rest Amerikas. Als in den USA noch strikte Rassentrennung herrschte, spielten in den großen Städten weiße und schwarze Musiker zusammen, Rasse hatte keine Bedeutung. Bobby McFerrin, 1950 in New York geboren, gehörte zu denen, die schon als Kind die Überwindung dieser Schranken wahrnehmen konnten: Sein Vater war in den 50er-Jahren der erste afroamerikanische Sänger an der Metropolitan Opera in New York. McFerrin, Ausnahmesänger, Musiker und Dirigent, hat sich mit dem weißen Pianisten Chick Corea zusammengetan – um dem Publikum zwei Stunden lang virtuosen Spaß ohne Genre-Beschränkungen zu präsentieren.

Die Idee einer Zusammenarbeit hatten die beiden Künstler bereits Ende der 80er-Jahre. Damals bat McFerrin seinen Kollegen, für ihn doch ein paar Stücke zu komponieren. Doch Corea winkte ab. „Du brauchst keine neuen Stücke, du improvisierst doch sowieso über alles.“ Nicht nur das: McFerrin hatte sich einen Namen damit gemacht, nicht nur zu singen, sondern gleich die Stimmen eines ganzen Orchesters inklusive aller Soli nachzuahmen. 1990 trafen sich die beiden Ausnahmekünstler dann zu einer Session und nahmen sich eine Reihe von Jazz-Standards vor, denen sie nur mit Klavier und Stimme neue Arrangements verpassten. Johnny Mercers Ballade „Autumn Leaves“ gehörte genauso dazu wie Thelonious Monks „’Round Midnight“, „Blue Bossa“, das der Jazztrompeter Kenny Dorham geschrieben hat, und Coreas Komposition „Spain“, die er 1971 für sein Album „Light As A Feather“ komponiert hatte.

Federleicht agieren diese beiden Könner auch auf der Bühne bei ihren gelegentlichen gemeinsamen Tourneen. Sie werfen sich die Noten zu, reagieren aufeinander wie herumtollende Kinder, verfallen manchmal in Albernheiten und haben an ihrem improvisierten Spiel jede Menge Spaß – der sich wie von selbst auf das Publikum überträgt. McFerrin nutzt seinen Körper als Perkussionsinstrument und übernimmt die Rhythmusarbeit des Duos, Coreas Part ist es mehr, die instrumentalen Glanzlichter zu setzen. Jazz ist der wichtigste Teil ihres Programms, doch auch Pop- und Klassik-Nummern finden sich im Repertoire des Duos. 1996 haben McFerrin und Corea ein Album mit dem Titel „Mozart Sessions“ aufgenommen. Adagios und Allegros haben die beiden ebenfalls drauf.

Bobby McFerrin & Chick Corea Di 30.6., 20 Uhr, Laeiszhalle, Johannes-Brahms-Platz (Anreise hier), Karten ab 31,50 unter T. 30 30 98 98