Ob alles bei den Basler Trommlern beginnt, den musikalischen Fasnachtsvirtuosen aus der Nordschweiz ? Sie jedenfalls zeigen seit Jahrhunderten, dass die Schweizer durchaus zu selbst fabrizierter rhythmischer Ekstase fähig sind, herbeigeführt selbstverständlich in der von Schweizer Uhrwerken gewohnten ­Präzision. Dazu kommen beim ­Fasnachtsspektakel noch die Guggenmusiken, die mit ihrer Instrumentierung – Blechbläser und vielfältige Percussion – ein wenig an die Second-line-Bands aus New Orleans erinnern.

Doch ganz gleich, ob sich die ­Geburt des handwerklich stets brillanten und stilistisch eigenständigen helvetischen Jazz aus dem Geiste der Fasnacht herleiten lässt oder nicht: in Europa hat die improvisierte Musik kaum eine gastfreundlichere Heimat gefunden als eben die Schweiz, deren Willkommensbereitschaft sonstigem Fremden gegenüber bekanntlich nicht immer so gewährleistet ist. Zudem finden aufstrebende Musiker hier eine beispielhafte Infrastruktur hinsichtlich Ausbildung und Förderung vor.

So gibt es auch in Luzern am Vierwaldstättersee eine exzellente Hochschule, aus deren fruchtbarem Musik-Reservoir sich vor acht Jahren das ­Lucerne Jazz Orchestra entwickelt hat. Nach mittlerweile vier veröffentlichten Alben und Kollaborationen mit Galionsfiguren der Szene wie Dave Douglas, Nils Wogram oder Claudio Puntin befindet sich das mit lauter jungen Top-Spielern besetzte Orchester nun erstmals auf großer Deutschlandtournee und macht am heutigen Mittwoch auf Einladung der Jazz Federation Hamburg in der Cascadas Bar Station.

Lokalpatrioten wird es freuen, dass die Leitung der fabulösen Bigband, die vom Klangbild eher an ein erfindungsreiches Kammerorchester des Jazz als an handelsübliche Bigbands denken lässt, in den Händen eines Mannes liegt, der vor 33 Jahren in Stade geboren wurde: David Grottschreiber. Der ging nach Posaunenunterricht in der Heimatstadt und zwei Jahren Studium in Hamburg nach Luzern und fand dort sein Glück – zuerst als Student, mittlerweile als Bandleader und Komponist. Für ihn also eine Art Heimspiel – mit einer sehr motivierten, spielstarken Truppe, die den hohen Standards des von der NDR Bigband verwöhnten lokalen Publikums lässig gerecht wird.

Lucerne Jazz Orchest Mi 10.6., 21 Uhr, Cascadas Bar, Ferdinandstraße 12 (Anreise hier), Tickets an der Abendkasse 16, ermäßigt 12 Euro