Dem Vorurteil, dass die bunten Bildergeschichten aus Japan, ob im Buch (Manga) oder auf der Leinwand (Anime) eigentlich nur etwas für Kinder seien, ist schwer beizukommen. Die kulleräugigen Helden, die viele aus den „Heidi“-Trickfilmen kennen, sind einfach zu niedlich. Wie vielfältig die Anime-Welt tatsächlich ist, zeigt in diesem Jahr das Japan-Filmfest, das sich beherzt des Genres annimmt. Dabei sind nicht nur Zeichentrickfilme zu sehen, sondern auch Realverfilmungen berühmter Mangas. Etwa „Lupin 3“, die Geschichte eines smarten Meisterdiebs, die am heutigen Mittwoch im Metropolis das Festival eröffnet. Regie führte Großmeister Ryuhei Kitamura, bekannt dank der Manga-Verfilmung „Azumi“.

Mit „Wie der Wind sich hebt“ von Oscar-Preisträger Hayao Miyazaki und „Die Legende der Prinzessin Kaguya“ von Isao Takahata sind zwei junge Zeichentrick-Klassiker im Programm, ebenso wie eine Neubearbeitung des Cyberpunk-Epos „Ghost In The Shell“. Überhaupt dominieren die vielschichtigen Storys, die fantasievollen Abenteuer, die mal von einem mysteriösen Klavier handeln („The Piano Forest“), dann wieder vom Kampf gegen ein totalitäres Regime („Patema Inverted“).

Natürlich werden auch in diesem Jahr die Freunde traditioneller Samurai-Geschichten bedient, etwa mit der im Japan der Meiji-Zeit (1868–1912) angesiedelten Neuverfilmung des Clint-Eastwood-Western „The Unforgiven“. Und wer all die bizarren Stoffe sucht, für die das japanische Kino auch steht, wird ebenfalls fündig. So soll die Groteske „Live“ laut Programmheft zeigen, „auf wie vielfältige Arten man Menschen in ihre Einzelteile zerlegen kann“, während „Use The Eyeballs!“ von einem Schüler handelt, dem in Momenten besonderer Anspannung ein zusätzliches Paar Augäpfel aus den Nasenhöhlen fällt. Was es nicht alles gibt...

Sämtliche Filme werden im Original mit deutschen oder englischen Untertiteln gezeigt.

Japan-Filmfest Mi 27.–So 31.5. im Metropolis, 3001 u. Studio-Kino, Tickets an den Kassen zu 7 Euro / erm. 6 bzw. 10 Euro / 9 Euro(Eröffnungsfilm); Infos: www.jffh.de