Hinsetzen und anschnallen! Eine Achterbahnfahrt und Looping-Karussells auf dem Dom sind nichts gegen die furiosen Action-Szenen in „Mad Max: Fury Road“. Die Szenen sind im Hochgeschwindigkeitstempo geschnitten, der Zuschauer sitzt mitten drin in all den sich überschlagenden und explodierenden Vehikeln, die in postnuklearen Zeit durch eine Wüste brettern. Das Spektakel ist eine zweistündige Verfolgungsjagd mit ganz wenigen Verschnaufpausen. Allein die erste Verfolgung eines riesigen Tanklasters mit dem Namen War Rig dauert etwa 25 Minuten.

30 Jahren nach dem dritten Teil der „Mad Max“-Serie hat der australische Regisseur und Autor George Miller seine zur Ikone gewordene Figur wieder aufleben lassen. Allerdings spielt nicht mehr Mel Gibson die Titelfigur, sondern Tom Hardy. Anfangs ist er als Galionsfigur an einen Wagen gefesselt, den die Outlaws des Herrschers Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne) bei der Jagd auf den War Rig steuern. Doch der stoische Held kann sich befreien und hilft fortan einer einarmigen Frau namens Imperator Furiosa (Charlize Theron). Sie soll eigentlich für Immortan Joe kostbares Benzin aus einer der wenigen Raffinerien besorgen, doch sie entführt den Tanker. Im Laderaum ihres Trucks befindet sich außerdem eine Ware, die mindestens genauso viel wert ist wie Treibstoff: Sie hat fünf bildschöne junge Frauen aus den Klauen der Gesetzlosen befreit. Immortan Joe und seine Schergen schäumen vor Wut und setzen alles daran, den Harem auf Rädern wieder in ihren Besitz zu bekommen.

Mehr als 150 Millionen Dollar hat „Fury Road“ gekostet, geplant sind zwei weitere Teile. Miller hat sein Geld gut ausgegeben, denn es hat in der Filmgeschichte wohl keinen Film gegeben, der ein derartiges Feuerwerk an Action-Szenen abbrennt. Millers Designer haben sich bei der Konstruktion der Gefährte eine Menge einfallen lassen. Zu dieser Armada gehören aufgemotzte und schwer bewaffnete Jeeps ebenso wie aus Schrottteilen zusammengeschweißte mehrachsige Laster, zu Panzern umgebaute Sattelschlepper und Kräder mit Luftschleudern. Musik gibt es bei den Attacken auch: Statt des Trompeters wie bei der Kavallerie im Western steht ein Hüne auf dem Motorraum eines 30-Tonners und spielt eine doppelhalsige Metal-Gitarre, während hinten vier Kerle mit aststarken Schlegeln ein paar Trommel bearbeiten.

Die Handlung dieses Films ist rudimentär. Imperator Furiosa möchte mit den jungen Frauen (unter anderem dabei Lenny Kravitz’ Tochter Zoe) ihre Heimat erreichen, ein Fleckchen grünes Land, aus dem sie als Kind entführt worden ist. Nachdem sie ihre Verfolger abgeschüttelt hat, trifft sie auf einer Wüstendüne ein paar alte Frauen auf Motorrädern. Sie erkennt sie als Freundinnen ihrer Mutter wieder, doch die Oase in der Wüste existiert nicht mehr. Die Frauen haben viele Samenkörner und Setzlinge behalten, doch es fehlt an Wasser. Das gibt es nur in der Zitadelle, dem Hauptquartier von Immortan Joe. Also wird das War Rig mit seinen 18 Rädern umgedreht und es geht zurück, wieder mitten hinein in die Horde von Mutanten, die so sprechende Namen wie Rictus Erectus, People Eater und Organic Mechanic haben. Und abermals fliegen die Fetzen. Fahrzeuge überschlagen sich und explodieren, es wird mit allen Arten von Waffen geschossen, mit Speeren und Handgranaten geworfen, das nächste postapokalyptische Inferno nimmt seinen Lauf.

Von den beiden Hauptdarstellern hat die stoische Charlize Theron als ­Furiosa menschlichere Züge als Tom Hardy. Der verständigt sich anfangs nur in Zeichensprache und ist eine auf sein Überleben konditionierte Tötungsmaschine. Immer wieder wird er mit Bildern aus seiner Vergangenheit konfrontiert, weil er seine Familie nicht retten konnte. Vielleicht wird sein Trauma ja im nächsten Teil aufgeklärt.

Mad Max: Fury Road AUS/USA 2015, 120 Minuten, ab 16 Jahren, Regie: George Miller, Darsteller: Tom Hardy, Charlize Theron, Hugh Keays-Byrne, täglich in den Cinemaxx- und UCI-Kinos, im Hansa-Filmstudio, Savoy (OF), Studio-Kino (OF)