Samuel zählt zu der Sorte Kinder, die zu viel Energie haben, zu viel Fantasie, zu viel Unsinn im Kopf, von allem, was einem den Nerv raubt, einfach viel zu viel. Hinzu kommt, dass sein Vater am Tag von Sams Geburt bei einem Autounfall ums Leben kam, als er seine Frau Amelia zur Entbindung ins Krankenhaus fuhr, was das Verhältnis von Mutter zu Sohn ein wenig verkompliziert. Dass er noch nie seinen Geburtstag feiern durfte, trug wahrscheinlich kaum zu seiner Gelassenheit bei.

Und seit das Buch namens „Mister Babadook“ im Leben von Amelia und Samuel aufgetaucht ist, sieht er auch noch überall jene titelgebende Figur, ein finsterer Mann mit Hut, weit aufgerissenem Mund und unerfreulichen Zähnen, der an die Tür klopft und krächzt: „Ba-ba-dook“ – also wie dafür gemacht, aufgeweckten Kindern den Schlaf zu rauben. Bald fängt allerdings auch Amelia an, den Babadook zu sehen, und dank der großartigen Inszenierung der australischen Filmemacherin Jennifer Kent lässt sich nur schwer sagen, ob dieser ­Babadook real ist, eine Metapher oder eine fixe Idee. Überhaupt bekommt man ihn nur selten zu sehen. Der Babadook, eine Art körperlose Verkörperung individueller Ängste, wie wir man den nur wieder los?

Von Schauspielerführung über Kamera, Schnitt, Ton bis hin zur Ausstattung ist Kents Debütfilm „Der Babadook“ ein kleines Meisterwerk, in dem die großartige Essie Davis und der damals erst sechsjährige Noah Wiseman bis an die Grenzen gehen.

Der Babadook AUS/CAN 2015, 93 Minuten, ab 16 Jahren, Regie: Jennifer Kent, Darsteller: Essie Davis, Noah Wiseman, Daniel Henshall, täglich im Cinemaxx Dammtor, UCI Wandsbek