Sein Hut ist ein bisschen zerbeult, die Haare ungekämmt, das Gesicht etwas zerknautscht. Charlie Winston sieht alles andere als glatt aus. Vielleicht war seine coole Aura der Grund, warum ihn das Magazin „GQ“ 2012 zum „Best Dressed Man Of The Year“ gewählt hat. Damals war der inzwischen 36 Jahre alte Brite gerade mit seinem Album „Running Still“ auf Tournee und hatte sich schon eine Zeitlang von seinem Mentor Peter Gabriel abgenabelt. Der hält ihn bis heute für einen begnadeten Songschreiber und ließ Winston 2006 dessen erstes selbstproduziertes Album „Make Way“ in seinen Real-World-Studios aufnehmen. Mit seinem neuen Album ist Winston derzeit auf Tour und kommt an diesem Dienstag ins Knust.

Den ersten Erfolg feierte der aus einer musikalischen Familie stammende Winston mit dem Cover von „I’m A Man“ für einen Werbespot und für sein zweites Album „Hobo“. Wie ein Vagabund kam der Folk-Rock-Sänger sich lange vor: zuerst als Bassist in der Band seines Bruder Tom Baxter, später als Solist und eigener Bandleader. Eine Zeit lang hat Winston in Paris gelebt und sich dort für Chansons interessiert. Vor allem der Belgier Jacques Brel hatte es ihm angetan und ihn besonders bei den Texten inspiriert.

Winston, als Sohn eines Ehepaares aufgewachsen, das in der Folk-Szene der 60er-Jahre aktiv war, hat schon als Kind angefangen, Klavier und Schlagzeug zu spielen. Später auch noch Bass und Gitarre. Außerdem ist er mit einer tiefen wohlklingenden Stimme gesegnet, die eine Menge Soul enthält. Dabei ist er anfangs gar nicht darauf aus, eine Pop-Karriere anzusteuern wie sein älterer Bruder. Winston schreibt sich an der Londoner Brunel University ein und begeistert sich für Jazz und Neue Musik. Erst als er einige Monate bei seinem Bruder wohnt, fängt er an sich intensiv für Folk und Rock zu interessieren und eigene Songs zu schreiben.

In diesem Frühjahr ist mit „Curio City“ das vierte Album des sympathischen Musikers herausgekommen. Er selbst nennt es in Anspielung auf ­Ridley Scotts Science-Fiction-Film seinen „Blade Runner“. Nummern wie „Wilderness“ und „Truth“ klingen ein bisschen dunkler als die Songs von „Running Still“ und von „Hobo“, aber Winstons Stimme bleibt unverwechselbar. Im Vorprogramm wird heute Tom Baxter spielen, das Konzert im Knust wird zum Familien-Event.

Charlie Winston & Tom Baxter, Di 5.5., 21 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30 (Anreise hier), Karten 25,30 Euro an der Abendkasse