Auf Blind Guardian angesprochen, fiel die Antwort eines Kollegen nicht gerade freundlich aus: „Gniedelgniedel Hobbits! Gniedelgniedel Zauberer! Gniedelgniedel Elfen!“ Fies, aber nicht weit weg von der Wahrheit. Denn natürlich ist die Krefelder Power-Metalband seit mehr als 30 Jahren nicht nur für flinke Gitarren bekannt, sondern auch für ihre zum Großteil von Fantasy-Literatur inspirierten Texte.

Besonders J.R.R. Tolkien hat es den Eisenbiegern aus dem Ruhrpott angetan. „Der Herr der Ringe“, „Der Hobbit“ und „Das Silmarillion“ werden auf den Alben „Somewhere Far Beyond“ (1992) und „Nightfall In Middle-Earth“ (1998) verarbeitet, „Imaginations From The Other Side“ (1995) hingegen konzen­triert sich auf die Artussage.

Für viele Fans zählen diese Alben zu den besten Werken von Blind Guardian, auch weil die Band die Fahne des Heavy Metals hochhielt, als das Genre kommerziell weitgehend abgemeldet war. „Nightfall In Middle-Earth“ war das erste Top-Ten-Album, seitdem haben es sich vier weitere Langspieler dort bequem gemacht. Bemerkenswert ist ebenso, dass Blind Guardian auch in Japan große Erfolge feierte, eine Parallele mit den Scorpions. Nicht von ungefähr hieß das erste Livealbum von Blind Guardian „Tokyo Tales“ (1993), eine Anspielung auf die berühmten „Tokyo Tapes“ der Scorpions aus den 70ern.

Jetzt sind Hansi Kürsch, Marcus Siepen, André Olbrich und Frederik Ehmke Elder Statesmen des deutschen Metals und bleiben sich auch auf dem aktuellen, im Januar erschienenen ­Album „Beyond The Red Mirror“ treu. Bombastische Produktion, an der Überladungsgrenze kratzende Arrangements, Melodien im Überfluss. Schon immer klang Blind Guardian wie Wagner mit Vorspultaste, oder auch wie Queen auf Speed, nicht nur in dem von Queen gemopsten Albumtitel „A Night At The Opera“ (2002). Aber für „Beyond The Red Mirror“ wurde so richtig aufgefahren. Drei große Chöre und zwei Orchester. Kawumm.

Live ist das eigentlich nicht mehr zu reproduzieren, und daher versprechen die Plakate für das Hamburger Konzert am 2. Mai in der O2 World auch eher eine Metal-Party mit vielen Klassikern zum Mitsingen. Spätestens beim guten alten „The Bard’s Song“ wird aus dem schwarzbunten Metalvolk ein einziger riesiger Chor.

Blind Guardian, Orphaned Land Sa 2.5., 20 Uhr, O2 World (Sylvesterallee 10; Anreise hier), Karten ab 47 Euro im Vorverkauf und an der Abendkasse