Natürlich sind die 80er total retro (und aus heutiger Sicht oft eine Geschmacksverirrung), doch sie sind eben immer noch da, immer mal wieder. Genauso wie Anne Clark. Die Songwriterin und Pianistin, 1960 in Croydon (South London) geboren, galt vor 30 Jahren als Ikone der Post-Punk-Bewegung. Und „Our Darkness“, neben „Sleeper in Metropolis“ ihr bekanntester Song, drang einem bis Mitte der 90er-Jahre regelmäßig ins Ohr – als Titelmelodie des WDR-Politmagazins „ZAK“ mit dem findigen TV-Lästermaul Friedrich Küppersbusch.

Kritiker wenden gern ein, Anne Clark singe ja gar nicht. Hatte sie ja zwischenzeitlich bewusst nicht, als sie das Programm für das alternative Warehouse Theatre in London gestaltete und damals kaum bekannte Bands wie Siouxsie and the Banshees oder The Damned eine Plattform bot und das Haus mit Künstlern wie Linton Kwesi und Paul Weller füllte, dem Vater der Mods. Erst später nahm Anne Clark ein Album mit John Foxx auf, dem Gründer von Ultravox.

Einst Mitbegründerin des New und Dark Wave, steht Anne Clark noch immer für Electro mit poetischen Texten. Obwohl sich zwischendurch – vor allem hierzulande – mit Akustik-Band auf kleineren Tourneen unterwegs war. 2008 hatte die Britin in Leipzig mit dem Produzenten Xabec sogar das Studioalbum „The Smallest Act of Kindness“ eingespielt. Seit Jahren war Anne Clark bei ihren Hamburg-Abstechern Stammgast in der Fabrik, zuletzt im November, als sie in Ottensen ihre EP „LifeWires“ vorstellte.

„Enough“, sagt sich die Mittfünfzigerin an diesem Dienstag im Gruenspan auf St. Pauli. In Begleitung von Murat Parlak (Piano) und Jann Michael Engel (Cello) versucht sich Anne Clark auf das Wesentliche zu besinnen: die Kraft ihrer Worte, Stimme, Klavier und Streicher. Ihr Repertoire am heutigen Abend soll bewusst ruhig gehaltene Interpretationen älterer Lieder enthalten. Für Anne Clark und ihr Projekt spricht, dass die Songwriterin mit Parlak und Engel vor zwölf Jahren schon das Akustik-Album „From The Heart – Live in Bratislva“ aufgenommen hat.

Heute wollen die drei Künstler zudem neu arrangierte Vertonungen englischer Literatur sowie Auschnitte von preisgekrönten Hörspielen vorstellen. Mag Anne Clark dabei Folk- und Klassikeinflüssen nachhängen, wenn sie ihre Texte über Themen wie die Unzulänglichkeiten des Alltags oder in der Politik rhythmisch spricht, ist eines immer garantiert Weltschmerz. Im Hamburger Frühling sollte auch das zu ertragen seien.

Anne Clark feat. Murat Parlak & Jann Michael Engel Di 14.4., 20.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten ab 35,10 (Vvk.)/38,- (Ak.), www.anneclarkofficial.com