„Was, den gibt es noch?“, wunderten sich Hip-Hop-Fans im vergangenen Jahr, als Nico Suave zusammen mit Flo Mega die Single „Gedicht“ herausbrachte. Normalerweise würde man von einem Comeback sprechen, doch Suave schreibt auf seiner Website: „Don’t call it a comeback, I’ve been here for years.“ Der Rapper, geboren in Menden im Sauerland und seit Ende der 90er-Jahre in Hamburg zu Hause, war also nicht weg, doch unter dem Radar abgetaucht. 2009 etwa war er als Gast des Goethe-Instituts in Australien, gab dort eine Reihe von Konzerten und Workshops für Schüler. In diesem Jahr ist Suave nun endlich wieder an der Oberfläche aufgetaucht, „Unvergesslich“ heißt sein aktuelles Album, „Vergesslich“ hieß sein einziger Hit im Jahr 2001.

Suave war ein bisschen spät dran, als der Hip-Hop um die Jahrtausendwende seine größten Erfolge in Hamburg feierte. Zwar war er eng mit Dendemann von Eins, Zwo befreundet, den er noch aus Menden kannte, und tourte damals mit Eins, Zwo durch Deutschland. Er galt als das nächste große Rap-Talent, doch als er 2001 sein Debütalbum „Suave“ veröffentlichte, war es mit der Hip-Hop-Herrlichkeit schon fast wieder vorbei. Die großen Plattenfirmen nahmen alles unter Vertrag, was ein Mikro halten konnte, und fluteten den Markt mit zweit-, dritt- und viertklassigen sogenannten Rappern. Der ehemalige Briefträger verlor seinen Vertrag bei Universal und gehörte wieder zu den Indie-Künstlern. Auch inhaltlich veränderte sich das Hip-Hop-Genre stark in Richtung aggressiven Gangsta-Rap, und ­Suave war erst mal weg vom Fenster.

Dann durfte er im vergangenen Sommer Xavier Naidoo bei dessen Sommer-Tour begleiten und vor Tausenden von Zuschauern auftreten, er war bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest dabei ,, und auch Samy Deluxe nahm ihn mit ins Vorprogramm bei seiner Tournee. Und so mancher etwas ältere Hip-Hop-Fan erinnerte sich wieder an den sympathischen Mützenträger.

Musikalisch hat Suave sich in Richtung Soul und Pop geöffnet, wie das viele der Hamburger Rapper aus der goldenen Ära getan haben. Besonders deutlich wird das bei seiner aktuellen Single „Wie Könige“. Das Lied hat er für seine Frau Nima geschrieben, beide singen die Liebesballade gemeinsam. Das Video zeigt ihn glücklich und verliebt. Erst klaut er in einem Kiosk eine Flasche Sekt, dann stiebitzt er mit Nima ein Fahrrad, gemeinsam radeln sie durch die Nacht, lassen den Korken knallen und fühlen sich „Wie Könige“.

Wer sich noch an die Hip-Hop-Jams und Konzerte vor 15 Jahren erinnern kann, wird Nico Suave als Rapper mit einem lässigen Flow in Erinnerung behalten haben. Und wenn er am heutigen Sonntag in Hamburg wieder auf einer Bühne steht, dann in dem Club, in dem er damals das tolle Video zu „Vergesslich“ drehte: im Mojo Club.

Nico Suave So 29.3., 21 Uhr, Mojo Club, Reeperbahn 1, Karten zu 21,60 Euro im Vorverkauf und an der Abendkasse