„Wienerblut, Wienerblut, eigner Saft voller Kraft, voller Glut“ – welcher Operettenliebhaber kennt diesen Walzer nicht und fängt nicht an, hört er ihn, sich unverzüglich im Takt zu wiegen? Von heute an hat er dazu Gelegenheit, denn mit der Operette „Wiener Blut“ von Johann Strauß Sohn feiert der Hamburger Engelsaal sein zehnjähriges Bestehen.

Eine Wiener Operette, die zur Zeit des Wiener Kongresses 1815 spielt, lustig-komödiantisch, mit viel Herzschmalz, fesch, zuckrig, voller musikalischer Ohrwürmer und abwechslungsreicher Szenen. Genau das Richtige, um im Engelsaal Geburtstag zu feiern.

Impresario und Theaterdirektor Karl-Heinz Wellerdiek hatte sein Herz an die Operette verloren, die in Hamburg als rechtes Stiefkind behandelt wird. Er suchte also einen passenden Aufführungsort und wurde fündig: Das ehemalige Ausflugslokal mit dem edlen Namen „Hotel de Rome“ am Valentinskamp, das 1809 zum volkstümlichen „Theater im Engelsaal“ wurde - die Bezeichnung geht auf die goldenen Engel an der Balustrade zurück - und jetzt, nach mancherlei Umwegen und Zweckentfremdungen, wieder das ist, was es einst war: ein Haus der volkstümlichen leichten Muse.

Einen schöneren und passenderen Ort als den historisch im alten Stil erhaltenen Engelsaal hätte Wellerdiek nicht finden können. Und weil ja nun einmal alles heimelig nostalgisch ist, wird das Publikum auch kulinarisch verwöhnt mit Gaumensensationen wie Bowle und Käseigel, die ja eigentlich aus der Zeit sind.

Dass die Operette aber ganz und gar nicht aus der Zeit, ist beweist das Interesse an den Engelsaal-Aufführungen, die nicht im Prunk schwelgen, dazu fehlt ganz einfach das Geld, sondern liebevoll mit wenigen Mitteln ganz viel zaubern. So auch im „Wiener Blut“, einem musikalischen Singspiel zwischen Verwirrungen und Entwirrungen.

Hamburger Engelsaal, Valentinskamp 40-42, Belle Etage, 6.3. bis 26.5., Karten zu 29.- bis 44.- Euro.