Israel in Ägypten? Unbedarften mag dieser Titel auf den ersten Blick als ungenaue Beschreibung des Nahostkonflikts erscheinen. Tatsächlich handelt es sich bei „Israel in Egypt“ um ein 1738 geschriebenes Oratorium des Barockkomponisten Georg Friedrich Händel, das den im Alten Testament beschriebenen Auszug der Israeliten aus Ägypten thematisiert. Zu manchen Aufführungen des chormächtigen Werks im händelnärrischen England des 19. Jahrhunderts kamen gern auch mal 4000 Sänger zusammen.

Weil so viele Choristen beim besten Willen nicht in die Laeiszhalle passen, selbst dann nicht, wenn sie jeden Platz im Zuschauerraum besetzen würden, gestaltet Thomas Hengelbrock die Aufführung von „Israel in Egypt“ am heutigen Sonnabend im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals lieber mit seinen übersichtlicher besetzten Stammformationen, dem Balthasar-Neumann-Chor und dem Balthasar-Neumann-Ensemble. Das hat erstens den Vorzug, dass die Plätze im Parkett und auf den Rängen fürs Publikum frei bleiben, vor allem aber darf selbiges sich auf eine exzellent geprobte und gründlich durchdachte Aufführung freuen. Denn Hengelbrock, der Quellengänger, hat zur Vorbereitung gewiss auch hier wieder ältestes verfügbares Notenmaterial studiert, und seine Musiker sind eminent erfahren und hingebungsvoll insbesondere bei der Wiedergabe alter Musik. Man darf sie durchaus beim Wort ihres hübsch kalauernden Mottos „Händel with care“ nehmen.

Hengelbrock, seit drei Jahren Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters, geht mit seinen Neumännern und dem „Israel“ auch nach Salzburg.

Israel in Egypt Sa, 26.7., 20 Uhr, Laeiszhalle, Johannes-Brahms-Platz, Karten zu 12 bis 62 Euro unter T. 0431/23 70 70