Hamburg liegt zwar nicht gerade im Alpenvorland, ist aber trotzdem Ski-Hochburg. Es gibt hier sogar eine deutsche Meisterin. Das Abendblatt zeigt, wo man üben kann.

Hamburg liegt ja nun nicht gerade im Alpenvorland. Trotzdem finden sich hier im Norden überdurchschnittlich viele Menschen, für die es nichts Schöneres gibt, als verschneite Pisten hinabzusausen. Prozentual gesehen hat Hamburg tatsächlich mehr Skifahrer als Bayern! Und in wenigen Wochen finden in Österreich sogar die Hamburger Meisterschaften statt. Wie man so ganz ohne Berge vor der Tür für einen richtigen Wettkampf trainieren kann, weiß die amtierende Schülermeisterin im Slalom.

„Alle zwei Wochen fahre ich für ein paar Stunden ins Alpincenter Wittenburg, um dort zu trainieren“, erzählt Kalina Stuck aus Volksdorf. In der 30.000 Quadratmeter großen Skihalle gehört die 15-Jährige zum Nachwuchskader, feilt an ihrer Technik und lernt zum Beispiel, beim Kurvenfahren besser mit eisigem Untergrund umzugehen. Kalina ist Mitglied im Walddörfer Sportverein, nur einer von vielen Hamburger Vereinen, die eine eigene Skiabteilung unterhalten. „In den Herbstferien machen wir dann auch immer noch eine eigene Trainingsfahrt.“ Das Wichtigste für die Schülerin ist es nun, Rennerfahrung zu sammeln und zu wissen, wo sie im bundesweiten Vergleich so steht.

Kalinas Trainer ist Michael Förster, der seit Eröffnung der Halle vor sieben Jahren als Ski- und Snowboard-Lehrer im Alpincenter Hamburg-Wittenburg arbeitet. In den Ferien werden dort auch regelmäßig spezielle Camps für Kinder und Jugendliche angeboten. „Bremsen, Kurven fahren – in drei Tagen kann man schon eine ganze Menge lernen“, weiß der 48-Jährige. Selbst die rote Piste sei dann meist kein Problem mehr für die Nachwuchstalente, die am Ende des Kurses sogar ein kleines Rennen mit Slalom-Parcours fahren. „Dabei geht es natürlich um den Spaß. Sieger sind am Ende alle Teilnehmer.“

In der Halle finden sich verschiedene Bereiche – je nachdem, wie gut man schon fahren kann. Für die Anfänger gibt es den Übungshang sowie die blaue Piste, Fortgeschrittene werden sich auf dem roten Pistenabschnitt mit einem Gefälle von bis zu 31 Prozent wohlfühlen, und auf die Cracks wartet der Freestyle-Bereich. Zu Michael Förster und seinen Kollegen kommen aber auch die ganz Kleinen. „Bei den Dreieinhalb- oder Vierjährigen ist es noch wichtiger, spielerisch an die Sache heranzugehen. Hier geht es weniger um das Erklären als um das Zeigen: In diesem Alter lernen Kinder sehr visuell.“ Der große Vorteil sei, dass die Allerkleinsten meist keine Angst hätten.

In der Nähe von Hamburg gibt es sogar noch mehr Schneesicherheit. In Bispingen liegt der Snow Dome, an den Kursen können Kinder ab vier Jahren teilnehmen. „Bei kleineren Kindern empfehlen wir zunächst eine Privatstunde, um zu schauen, ob das Kind wirklich schon Spaß an Skiern und am Rutschen im Schnee hat“, sagt Sprecherin Leonie Stolz. „Gerade bei den Minis ab drei Jahren sind die Unterschiede sehr groß in Bezug auf Motorik.“ In Bispingen gibt es ebenfalls einen eigenen Anfängerbereich mit sanfter Neigung. „Nicht nur um den Unterricht für die Kinder aufzulockern, sondern auch um intuitive Schwungeinleitung herbeizuführen oder das Gleichgewicht zu schulen, werden zusätzlich noch Elemente wie Hütchen, Seile oder Wippen in den Unterricht eingebunden“, erklärt Leonie Stolz. Abgesehen von der Technik sei es natürlich auch wichtig, alle Sicherheitsaspekte zu lernen. Die Ausrüstung kann vor Ort geliehen werden, nur Handschuhe sind mitzubringen. Man kann also recht einfach ausprobieren, ob Wintersport das Richtige ist.

Ein absoluter Skifan ist auch Malte Völlmecke. Der heute 42-Jährige hat vor 40 Jahren zum ersten Mal auf den Brettern gestanden, ist staatlich geprüfter Skilehrer und hat vor rund einem Jahr fernab der Alpen zusammen mit Freunden tatsächlich eine Skischule namens St. Pauli gegründet. „Wir können uns auch gut vorstellen, mit dem FC St. Pauli zusammenzuarbeiten, erste Gespräche gab es“, sagt Völlmecke. Er und seine Kollegen sind auch Ansprechpartner für Jugendliche (ab 16), die sich für eine Skilehrerausbildung interessieren.

Für Kalina, die erst vor wenigen Tagen 15 geworden ist, steht bereits fest, dass sie einmal als Lehrerin ihren Spaß am Skisport weitergeben möchte. Doch zunächst einmal stehen in einem Monat die Hamburger Meisterschaften Alpin 2014 im Tiroler Skigebiet Patscherkofel auf dem Programm. Es gilt, einen Titel zu verteidigen. Einen neuen Rennanzug hat Kalina jedenfalls schon.