Handarbeiten ist langweilig? Von wegen: Häkeln liegt auch bei Kindern absolut im Trend, weiß Alexandra MaschewskiAlexandra Maschewski

Eigentlich haben Thomas Jaenisch und Felix Rohland vor vier Jahren bloß aus Langeweile mit dem Häkeln angefangen. Damals waren sie als Skilehrer in Japan, die Abende waren ein wenig öde, und da ließen sich die beiden Bayern von einer Bekannten erklären, wie das mit den Häkelnadeln funktioniert. „Später in Tokio wollten uns dann zwei Australier unsere Mützen abkaufen. Schon in der folgenden Nacht fiel uns ein, wie wir unsere Firma nennen würden. Myboshi, denn Boshi heißt Mütze auf Japanisch“, sagt der 29-Jährige, der nicht ganz unschuldig daran ist, dass man dieser Tage fröhlich-bunte Häkelexemplare sieht, manche sogar aus neuartigem Garn, das in der Dunkelheit leicht reflektiert.

Zwar munkelt man, manche Jungs ließen sich ihre Kopfbedeckungen lieber von Schwester oder Mama häkeln, doch es stimmt – jeder kann die Masche mit den Maschen lernen.

„Das Schönste an unserem Job ist, dass wir junge Leute anleiten, selbst etwas mit den Händen zu tun“, findet auch Thomas Jaenisch. Er schafft in ein bis zwei Stunden „locker“ eine Mütze. „Die 30 Häkel-Omis, die für uns arbeiten, sind aber noch schneller.“

Tatsächlich sind es häufig die Großmütter, die ihren Enkeln beim Häkeln mit Rat und Tat zur Seite stehen. Bei der zehnjährigen Fiona aus Eppendorf war es eine ältere Dame aus der Nachbarschaft, die ihr und einer Freundin gezeigt hat, wie man sich selbst eine Mütze häkelt. Ganz ohne gedruckte Anleitung, denn – mal ehrlich – ohne Erwachsenenhilfe sind diese manchmal kaum zu verstehen. „Jetzt zur Weihnachtszeit kann man auch schöne Geschenke häkeln“, findet Fiona.

Die zehnjährige Antonia aus Fuhlsbüttel spielt mittlerweile ganzjährig Weihnachtsmann – sie macht auf Bestellung Mützen für ihre Freundinnen. Die Fünftklässlerin häkelt längst „auswendig“, bei Fragen geht sie zu ihrer Mutter. „Für eine Mütze brauche ich ungefähr drei Tage, wenn ich jeden Tag nur ein bisschen daran arbeite.“ Eine Handytasche bekomme sie schon in einer Stunde hin. Ihr nächstes Projekt: ein schlauchförmiger Loop-Schal. „Man hat schneller ein Ergebnis, als wenn man zum Beispiel einen Schal stricken würde“, sagt die Zehnjährige.

Die beiden myboshi-Chefs veranstalten im kommenden Februar übrigens ihre zweite Häkelweltmeisterschaft. Bei der ersten WM gewann eine Vietnamesin, die in 8:25 Minuten ein 50-Gramm-Knäuel Wolle verhäkeln konnte. Die älteste Finalteilnehmerin war damals 91, die jüngste gerade einmal neun Jahre alt.

Tipp: Praktische Häkelanleitungen findet man als Video auch bei www.youtube.com