Janina, 18, darf im Finale des KiKA-Castings “Dein Song“ antreten. Abendblatt-Redakteurin Friederike Ulrich erzählt, wie sie das schaffte.

Sie hat von morgens bis abends Musik im Kopf. Wenn sie etwas erlebt, das sie fröhlich macht, oder traurig, fällt ihr die passende Melodie dazu ein. Schon als Zweijährige hat Janina begeistert auf das afrikanische Xylofon ihrer Eltern eingeschlagen. Wie sich das wohl angehört hat? Bestimmt nicht so gut wie heute.

Jetzt, als 18-Jährige, ist Janina nämlich eine talentierte Musikerin. Sie macht beim Kika-Komponistenwettbewerb "Dein Song" mit. Vielleicht kennt ihr die Sendung oder habt schon von ihr gehört: Ähnlich wie bei einer Castingshow muss man sich dort gegen 15 Mitbewerber durchsetzen.

Janina ist schon ziemlich weit gekommen: Sie darf am Freitag, 22. März, beim Finale mitsingen. Ist sie aufgeregt? "Es geht", sagt das Mädchen mit den schwarzen, langen Locken. Das Geld, das der Sieger bekommt - immerhin 5000 Euro -, hätte sie schon gern. Sie müsste es in ihre musikalische Ausbildung stecken, so ist es vorgeschrieben. "Ich würde mir damit den Besuch einer Musikakademie in England finanzieren", sagt Janina. Momentan macht sie eine Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistentin. In diesem Beruf kann sie später viel mit Kindern arbeiten. Das macht ihr fast genauso viel Spaß wie die Musik.

Janina hat so ziemlich alle Angebote genutzt, die es für musikbegeisterte Kinder und Jugendliche in Hamburg gibt. Als kleines Mädchen hat sie die Musikinstrumente ihrer Eltern ausprobiert. Die hatten außer dem Xylofon und einem Klavier noch eine Menge afrikanischer Percussioninstrumente: mit Fell bespannte Trommeln wie Bongos, Djembas und Congas, aber auch Rasseln und Klanghölzer. "Meine Mutter ist Percussionistin beim Musical ,König der Löwen'", erklärt Janina. Auch ihr Vater, der übrigens von der Elfenbeinküste stammt, ist Berufsmusiker: Er spielt Bassgitarre. Die Musikalität wurde ihr also in die Wiege gelegt.

Nachdem sie zunächst auf dem Klavier ihrer Mutter Unterricht bekommen hatte, lernte sie als Sechsjährige Gitarre. "Angefangen habe ich mit klassischer Musik. Mein Problem war nur, dass ich beim Üben immer in meine eigenen Melodien abgeglitten bin", erinnert sich Janina. Mit sieben Jahren gab sie ihr erstes Konzert vor einem größeren Publikum: 200 Leute hörten zu, als sie auf dem SommerMusikFest in Kassel ihre eigenen Stücke spielte. Dort ist sie danach regelmäßig aufgetreten - und wurde immer mehr zum Profi. Zumal sie mittlerweile an der Hamburger Jugendmusikschule Kompositionsunterricht hatte, einen Pop-Kurs besuchte, Musiktheorie lernte und in einer Band sang. "Mit dem Singen habe ich aber erst im Teenageralter angefangen", sagt Janina. Um ihre Stimme richtig auszubilden, nahm sie später ein Jahr lang Gesangsunterricht.

Irgendwann wollte sie ihre Lieder auch aufnehmen, die Musiker sagen dazu: produzieren. Also belegte sie einen Studiokurs, beschäftigte sich mit so sperrigen Themen wie "Die Grundlagen der Akustik" - und fing an zu sparen. Sie kaufte ein E-Piano, ein gutes Mikrofon und ein Computerprogramm, mit dem man seine Songs aufnehmen, bearbeiten und abmischen kann - fertig war das eigene Tonstudio.

Seitdem hat sie viele Songs produziert, manche sind bei YouTube zu sehen und zu hören. Manche wurden mehr als 1000-mal angeklickt - Janina hat schon viele Fans. Eigentlich singt sie immer auf Englisch. "Daddy" aber, den Song, mit dem sie jetzt bei "Dein Song" angetreten ist, hat sie auf Deutsch geschrieben. "Es war mir sehr wichtig, genau ausdrücken zu können, was ich fühle", sagt Janina. Denn mit "Daddy" hat sie ein großes Thema angepackt: ihren Kummer und ihre Wut darüber, dass ihr Vater sie, ihren Bruder Miro und ihre Mutter verlassen hat. Eigentlich zweimal: Das erste Mal ging er, als sie zwei Jahre alt war. Dann kam er wieder, der heute zwölfjährige Miro wurde geboren, und alles schien gut. Doch kurz darauf ging Janinas Papa wieder, diesmal für immer. "Während andere Väter ihre Kinder trotzdem regelmäßig sehen, hat er den Kontakt zu uns fast komplett abgebrochen. Wir sehen uns nur sehr selten", sagt Janina. "Was das für mich bedeutet hat, konnte ich bisher nie in Worte fassen - es ist mir erst in dem Song gelungen." Noch immer wünscht sie sich, dass er mehr Zeit für sie hätte. Doch er lebt in Köln, mit seiner neuen Frau und drei kleinen Kindern.

Als sie ihren Vater das letzte Mal gesehen hat, nahm Janina ihren ganzen Mut zusammen und spielte ihm den Song vor, den sie für ihn - und für sich - geschrieben hat. "Es war ein sehr emotionaler Moment und der schönste, den wir je miteinander geteilt haben", sagt sie. "Wir haben beide geweint."

"Daddy" ist zwei Tage bevor bei "Dein Song" die Bewerbungsfrist endete fertig geworden. Das Lied wurde mit 15 anderen aus mehreren Hundert Bewerbungen ausgewählt. In einem Workshop auf Ibiza hat Janina unter professioneller Aufsicht daran gearbeitet. Wie allen Finalisten hat das Team von "Dein Song" ihr einen professionellen Musiker als "Paten" zur Seite gestellt, mit dem sie ihren Song überarbeiten wird - welchen, wird in der Sendung am 20. März um 19.25 Uhr verraten.