Stella Roberts spielt im Henrik Ibsens Drama „Nora“ die Titelrolle im Ernst Deutsch Theater. Premiere feiert das Stück am Donnerstag.

Proben am Theater können oft nervenaufreibend sein. Stella Roberts indes wirkt erstaunlich frisch und fröhlich. Wieder liegt eine Probenwoche hinter ihr, die fünfte und letzte vor den Endproben. Liegt die gute Laune auch daran, dass sie mit dem Ensemble schon gut eine Woche vor der Premiere auf die große Bühne des Ernst Deutsch Theaters konnte?

Das Haus an der Mundsburg ist für Stella Roberts kein Neuland: Die gebürtige Hamburgerin – Vater Engländer, Mutter Deutsche – hatte einst in der Jugendsparte „plattform“ des EDT ihre seit der Schulzeit vorhandene Liebe zum Theater vertieft. Im Abendblatt hatte sie von der „plattform“-Bühne gelesen, wurde ausgewählt und übte sich in Klassikern von Shakespeare oder Sophokles’ „Antigone“. Gut ein Jahrzehnt ist das her.

In Neil LaButes „Ganzkörpereinsatz“ bekam Stella Roberts Szenenapplaus

Jetzt, mit 29 Jahren, gibt Stella Roberts vom 4. Oktober an auf der großen Bühne ihre erste Titel- und Hauptrolle in ihrer Heimatstadt: „Nora“. Jenes universelle Drama des Norwegers Henrik Ibsen zum Thema Emanzipation. „Ich freue mich sehr, dass ich in Hamburg spielen kann“, sagt Stella Roberts. Das konnte die Jungschauspielerin hier zuletzt in schöner Regelmäßigkeit, nachdem sie ihre Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Rostock („Eine sehr aufregende Zeit“) beendet hatte. 2015 engagierte sie das Altonaer Theater auch aufgrund des Besuchs jener Schule für die ­Adaption von Thomas Brussigs DDR-Roman „Am kürzeren Ende der Sonnen­allee“. Dass Stella Roberts schon zuvor in einem Hochschulprojekt am Volkstheater Rostock die Rolle der umschwärmten Miriam gespielt hatte („Aber alles recht brav“), half ihr beim Hamburger Bühnendebüt in Altona.

In der deutschsprachigen Erstaufführung von Neil LaButes US-Satire „Ganzkörpereinsatz“ bekam Stella Roberts 2017 in den Kammerspielen für ihre Darstellung der Missy sogar Szenen­applaus: Die Hamburgerin spielte als vermeintlich naives Blondchen einen YouTube-Clip ihrer Figur derart komisch nach, dass zeitweise sogar Fernsehstar Julia Koschitz und ihr Bühnenpartner Patrick Heyn dagegen verblassten. „Da half mir mein geschultes Bewegungs­talent während meiner Ausbildung“, erinnert sich Roberts lachend. Stella hatte an der Hochschule auch Ausdruckstanz nach Pina Bausch erlernt.

Danach spielte sie in „Homo Faber“ (Altonaer Theater) und in „Die Firma dankt“ im Theater Kontraste in Winterhude. Dass nach zwei Spielzeiten als Geliebte im „Hamburger Jedermann“ in der Speicherstadt vorerst Schluss mit Open Air ist, bedauert Roberts naturgemäß.

Nora ist Roberts bisher größte Rolle

Umso mehr hat sie sich in die Nora hineinversetzt, ihrer bisher größten Rolle. Ibsen schrieb das Stück über eine Ehefrau, Mutter zweier Kinder und gute Freundin auf der Suche nach einem selbstbestimmten Leben bereits 1879. „In dieser Rolle liegen unterschwellige Konflikte, aber auch ganz viel Kraft“, hat Roberts erkannt. „Nora ist eine starke Frau, gibt sich unbeschwert und ist davon selbst lange überzeugt. Sie handelt total aufopferungsvoll für ihre Familie – bis sie sich umorientiert und aus dem Puppenheim ausbricht.“ Als Regisseur Yves Jansen sie und ihre Kollegen wie Felix Lohrengel (spielt Noras Mann) fragte, waren sich alle einig, das Stück solle heutig sein. So viel Mitsprache steht inzwischen auch einer Jungschauspielerin zu. Was den Spaß an der Probenarbeit spürbar erhöht.

„Nora“ Premiere Do 4.10., 19.30, bis 10.11., Ernst Deutsch Theater (U Mundsburg), Friedrich-Schütter-Platz 1, Karten zu 22,- bis 42,-: T. 22 70 14 20; www.ernst-deutsch-theater.de