„Wir können den Bildern an sich nicht mehr trauen. Umso wichtiger wird es, Vertrauen zu den Vermittlern der Bilder haben zu können“, hat der US-amerikanische Filmwissenschaftler David Bordwell gesagt. Das gilt natürlich insbesondere für den Dokumentarfilm, der sich offenbar auch in Hamburg immer größerer Beliebtheit erfreut. Die Veranstalter der Dokumentarfilmwoche, die heute beginnt und bis zum 25. April läuft, berichten jedenfalls von ständig wachsenden Zuschauerzahlen. Im vergangenen Jahr kamen etwa 2500.

Eröffnet wird die Dokumentarfilmwoche, die insgesamt 35 Filme zeigt, die von 16 Ländern erzählen, mit der internationalen Koproduktion „Atelier de conversation“ heute um 20 Uhr im Metropolis. Regisseur Bernhard Braunstein stellt seinen Film vor, in dem er von Menschen erzählt, die sich wöchentlich zu einer Gesprächsrunde in der Bibliothek des Centre Pompidou in Paris treffen. Ein Moderator gibt das Thema vor, und so geht es mal um ­Liebe, mal um die Weltwirtschafts­krise, Heimweh oder andere drängende Fragen.

Einen Mini-Schwerpunkt bildet Schleswig-Holstein

Die Retrospektive ist dem Regisseur Travis Wilkerson gewidmet, den das Fachmagazin „Sight & Sound“ das „politische Gewissen des amerikanischen Independent-Kinos des 21. Jahrhunderts“ genannt hat. In seinem neuen Film „Do You Wonder Who Fired The Gun?“ geht es um die Mechanismen von systematischem Rassismus. Der 49-jährige Wilkerson kommt nach Hamburg und stellt die elf Filme der Retrospektive im Kino.

Nachdem jahrelang urbane Themen wie Gentrifizierung die Filme dominierten, hat Lili Hartwig vom Team der Dokumentarfilmwoche eine Trendwende beobachtet: „Jetzt zieht es viele Filmemacher aufs Land.“ Einen Mini-Schwerpunkt bildet in diesem Jahr Schleswig-Holstein. „Aus einem Jahr der Nichtereignisse“ erzählt vom Leben auf einem verwilderten Bauernhof. „Following Habeck“ heftet sich an die Fersen des Bundesvorsitzenden der Grünen. Das Festival läuft im Metropolis, B-Movie und 3001. Festival-Zentrum ist die Frappant-Galerie.

15. Dokumentarfilmwoche 11. bis 25.4, Infos, Karten: dokfilmwoche.com