Der Tango ist – trotz finnischer und auch deutscher Aneignungen – eine argentinische Erfindung, zusammengesetzt aus europäischen Folkloreelementen aus Ost und Süd. Und der Tango Nuevo ist eine Erfindung von einem Mann, der die kulturelle Verschmelzung durch seine Biografie beglaubigte: Astor Piazzolla wurde im argentinischen Mar del Plata als Sohn italienischer Immigranten geboren und wuchs in New York auf.

Später kehrte er mit seiner Familie nach Südamerika zurück, hörte aber auch schon in Greenwich Village viel Tango – der Vater hatte Heimweh –, Jazz und Johann Sebastian Bach. Entscheidend sollte sein, dass er nicht nur das Klavierspiel erlernte, sondern auch die Bedienung des Bandoneon, des Instruments also, auf dem Piazzolla (1921-1992) den Tango entscheidend weiterentwickelte.

Das Jourist Quartett aus Berlin widmet sich in seinem aktuellen Programm, das es nun in der Laeiszhalle vorstellt, dem großen Argentinier: „Eine Hommage an Astor Piazzolla“ heißt die Aufführung – ein schlichter und klarer Titel.

So schlicht ist der Klangentwurf des anerkannten Komponisten Piazzolla nie gewesen. Er vermählte Tango mit Klassik und Jazz - und war, wie der „Spiegel“ in seinem Nachruf schrieb, „eher Minimalist denn Virtuose; ein leiser Seufzer auf der argentinischen Ziehharmonika sagte mehr als aller symphonischer Bombast, und seine Stücke entrückten den Tango nicht ins Erhabene, sondern wollten ihn immer auf den Kern reduzieren, auf klare und universal verständliche Botschaften“.

Die Aufnahmen auf Youtube zeigen den legendären Musiker als wahren Volksmusiker – selbst wenn er von einem Klassikorchester umgeben ist. Das Jourist Quartett wiederum koppelt Piazzollas südamerikanische Arrangements wieder an deren östliche Erblinie. Der Quartett-Gründer Efim Jourist (1947-2007) stammte aus der Ukraine und verknüpfte in seinen Kompositionen russische Seele und argentinische Leidenschaft miteinander. Der Tango ist halt doch international.

„Eine Hommage an Astor Piazzolla“ Sa 7.4., 20 Uhr, Laeiszhalle, Kleiner Saal, Johannes-Brahms-Platz, Tickets 24 bis 35 Euro