Der Blues ist nicht totzukriegen. Immer wieder tauchen junge Musiker auf und besinnen sich auf die Traditionen. Nathaniel Rateliff gehört zu dieser neuen Garde, die sehr genau hingehört hat, was sich in den 50er- und 60er-Jahren besonders im Süden der USA entwickelt hat. Aufgewachsen ist er in einem Kaff in Missouri, als 18-Jähriger hat er sich dann nach Denver/Colorado aufgemacht, um dort seine Karriere zu starten.

Der bärtige Sänger und Gitarrist startete als Singer-Songwriter, doch er fühlt sich allein auf der Bühne nicht so richtig wohl. Also hat er in seinen diversen Bands immer wieder nach Gleichgesinnten gesucht. Er hat Americana mit der Band Born In The Flood gemacht, die nächste Gruppe nannte er The Wheel, bevor drei Soloalben folgten. Rateliffs aktuelle Formation nennt sich The Night Sweats und sie ist seine bisher erfolgreichste Combo, weil er sich in den vergangenen Jahren dem Rhythm & Blues genähert hat. Drei Platten hat Rateliff mit den Night Sweats veröffentlicht, gerade ist „Tearing At The Seams“ erschienen.

Aufgenommen hat Rateliff die 14 neuen Songs mit seiner Band in New Mexico, erschienen sind sie auf dem wiederbelebten Stax-Label. In den 60er-Jahren war die Plattenfirma aus Memphis die Heimat von Größen wie Otis Redding, Booker T. & The MGs, Sam & Dave und anderen Soul-Sängern. Das Signum von Stax passt famos auf Rateliffs Plattencover, denn in seinem Sound steckt ganz viel Southern Soul. Die wimmernde Orgel, die kraftvollen Bläser-Arrangements und die Gospelchöre sind wichtige Merkmale der in den 60er-Jahren neu entstandenen Soulmusik gewesen.

Nathaniel Rateliffs Songs strotzen vor Energie und sind schön tanzbar

Songs wie „A Little Honey“ und „In­tro“ beleben diesen Geist wieder. Sie strotzen vor Energie und sind zudem auch noch tanzbar. Auch das war damals ein wichtiges Kriterium für den Erfolg des Soul. Seit zwei Jahren sind der 39 Jahre alte Bandleader und seine siebenköpfige Band – mit Ausnahme der aktuellen Album-Sessions – fast dauernd auf Tour. Die Night Sweats sind auf vielen wichtigen Festivals wie Glastonbury, Coachella, Bonnaroo und SXSW aufgetreten. Einen Eindruck der Energie, die sie bei ihren Konzerten entfesseln, gibt das Album „Live At Red Rocks“, das sie in einem legendären Amphi-Theater in Denver gegeben haben. Im Programm hatten sie überwiegend eigene Songs, aber auch Sam ­Cookes „Having A Party“ gehörte zum
Repertoire und sorgte für einen Triumph der Lokalmatadoren.

Inhaltlich kreisen Nathaniel Rateliffs Songs um die Themen, die immer schon zu Blues und Soul dazugehörten: Wie schwierig es mit der Liebe ist, wenn man sich selbst im Weg steht; der Hangover nach einer durchzechten Nacht; die Sehnsucht nach einer Frau, die einen in den Arm nimmt. Seit Jahrzehnten werden diese Themen auf immer neue Art variiert, aber sie bleiben zeitlos. Wer sich in der Geschichte von Blues und Soul zurückbeamen möchte, sollte Nathaniel Rateliffs Auftritt am 3. April in der Großen Freiheit 36 auf keinen Fall verpassen.

Nathaniel Rateliff & The Night Sweats Di 3.4., 20 Uhr, Große Freiheit 36, Karten zu 28,20 Euro im Vorverkauf