Als Mundharmonika-King aus der Nordheide ist der Musiker Steve Baker seit Jahrzehnten vielen Bluesfans längst nicht nur in Hamburg ein Begriff. Der Mann ist einer der Allerbesten seines Fachs. Und jetzt mit 64, wie er selbst findet, überreif für sein erstes Soloalbum. „Ich will es endlich wissen“, sagt Baker, den man in Hamburg vor allem durch seine Arbeit mit den Gitarristen Chris Jones, Abi Wallenstein und Dave Goodman kennt. Das ist ein klassischer Satz, der von neuen Ufern kündet; Steve Baker vi­briert im Interview vor Energie und ist voller Tatkraft. Kein Wunder, denn „Perfect Getaway“, jenes erste Solowerk, ist nun zu haben und außerordentlich gut geworden. Baker und seine neue Band stellen ihre neuen Stücke auf einer großen Tour vor, unter anderem am 10. Februar in der Fabrik auf der 25. Blues Celebration.

Und jetzt noch mal zurück, was heißt das eigentlich, 40 Jahre Begleitmusiker und jetzt plötzlich Bandleader – wie fühlt sich das an, Steve Baker? Ist das Gefühl auf der Bühne, für noch mehr verantwortlich zu sein, befreiend, einschüchternd, toll, alles zusammen? „Von allem ein bisschen“, sagt Baker, der immer schon Lieder geschrieben hat, sie waren meist erst mal für die Schublade. Wenn man die Stücke auf „Perfect Getaway“ hört, käme man nicht unbedingt auf die Idee, hier einem Novizen zu lauschen. Baker hat eine kräftige Stimme. Singen, sagt Baker, sei eine Herausforderung, „ich werde nie der große Sänger sein, aber ich habe eine steile Lernkurve“.

Nicht nur den Blues hat Steve Baker, sondern Gospel, Rock – und Pop

Was bei „Perfect Getaway“ sofort auffällt, ist der fehlende Purismus. Reiner Blues ist hier nämlich gar nichts, man hört eher Singer-Songwriter-Musik, Rhythm & Blues, Country, Gospel, Rock und, wie Baker es nennt, „eine gewisse Popsensibilität“. Das klingt zunächst überraschend, weil Baker eben doch meist mit dem Blues- oder Bluesrocksound in Verbindung gebracht wird. Aber wenn man weiß, dass Baker in all den Jahren mit so unterschiedlichen Musikern wie Truck Stop, Dieter Bohlen, Franz Josef Degenhardt und Irmin Schmidt von Can zusammengearbeitet hat, ist die prinzipielle Offenheit des gebürtigen Londoners so verwunderlich nicht. Ein Schmunzeln entlockt einem derweil Bakers Satz, die ewige Blues-Formel „Woke up this morning ...“ hänge ihm mittlerweile manchmal zum Hals heraus.

Und er will nun erst einmal sehen, wie sein neuer Sound, seine neue Rolle beim Publikum ankommt. Er habe, erzählt Baker, früher schon gerne Dylan-Songs auf der Gitarre gespielt, „und ich will auch in Zukunft eigene Lieder über mich und mein Leben schreiben“. Künftige Soloplatten sind also nicht ausgeschlossen, und auch seine Tochter könnte dann wieder dabei sein. Sie ist auf „Perfect Getaway­“ als Backgroundsängerin zu hören. Und die Mundharmonika, das Instrument, das den begnadeten Virtuosen Baker berühmt gemacht hat? Sie bleibt sein Instrument. Meine Spielweise, berichtet Baker, „hat viele meiner Hörer, wie sie mir berichten, stark emotionell berührt – und der Grund, warum ich überhaupt Musik spiele, ist, um die Herzen der Zuhörer zu berühren“.

25. Blues Celebration mit Steve Baker, Abi Wallenstein u. a., Sa 10.2., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36, Karten zu 20,60 Euro im Vorverkauf