Junge Musikerinnen wie A Fine Frenzy, Joanna Newsom oder Uffie mischen mit neuer Romantik die Popszene auf.

Gruenspan. Seit ein paar Jahren drängen sie sich zwischen all die lärmenden Jungs-Bands: junge Songwriterinnen wie die Britinnen Kate Nash und Lilly Allen. Branchenbeobachter strapazierten einmal mehr den Begriff des Fräuleinwunders. Wunder oder nicht, es dauert an.

Vor zwei Jahren versetzte uns eine junge Frau mit feuerrot gefärbtem Schopf in eine längst verloren geglaubte Romantik. Alison Sudol aus Seattle klaute den Namen für ihr Projekt A Fine Frenzy (heißt soviel wie "schöner Wahnsinn") aus Shakespeares Sommernachtstraum, hüllte ihren blassen Körper in viktorianische Kleider und gab die Alison im Wunderland.

"Ich mag das Cinderella-Ding", gibt sie zu. Fehlt nur noch der Lewis-Carroll-Hase neben ihr. Mit der Ballade "Almost Lover" von ihrem Debütalbum "One Cell In The See" lieferte sie die Trosthymne für Pubertierende, die mit der ersten großen Liebe haderten. Auf dem 2009 erschienenen Nachfolger "Bomb In A Birdcage" gibt sich Sudol erwachsener. Die naive Träumerei ist einem selbstbewussten Coldplay-Pathos gewichen, etwa in "Stood Up". "You Should Be Wilder, You're Just No Fun", singt sie in "Electric Twist" über ein paar verschrobenen Gitarrenakkorden. "Ich bin nett, aber ich habe auch Temperament und mag Lärm." Davon können sich die Hamburger an diesem Sonntag im Grünspan überzeugen.

Die Kalifornierin Joanna Newsom gibt die Elfe an der Harfe

Eher leise Klänge bevorzugt Joanna Newsom. Die 28-jährige studierte Harfenvirtuosin hat das Pop-Potenzial ihres Instruments entdeckt. Und bindet es in altertümlich orchestrierte Melodien und Texte voller Melancholie. Allerdings ist ihre quäkende Stimme durchaus gewöhnungsbedürftig. An diesem Sonntag ist die Kalifornierin mit ihrem dritten Album "Have One On Me" auf Kampnagel zu erleben.

Genug der Elfen. Es gibt ja auch noch die wilden, die bösen Mädchen, von denen einige gerade ihre ersten Alben herausbringen. So wie Uffie, eine Surferin durch elektronische Wave-Welten. Vor drei Jahren galt sie mit ihrem Hit "Pop The Glock" als Insidertipp, Mitte Juni erscheint ihr Debüt "Sex Dreams And Denim Jeans". Die 22-jährige Amerikanerin lebt seit Jahren in Frankreich und landete auf dem Electro-Label des Ex-Daft-Punk-Managers Pedro Winter. "I'm the least working girl in the show business", singt sie frech. Uffie hat scheinbar mühelos drei Welttourneen hinter sich gebracht.

Auch das Punkrock-Feld überlassen die Mädels aber nicht einfach so den Jungs. Julie Campbell aus Manchester hat als Lonelady mit ihrem Debüt "Nerve Up" im Februar einen wunderbar düsteren Einstand gegeben. Mit nervös zuckenden Gitarren wie zu besten Zeiten von The Smiths, den wieder angesagten Gang Of Four und einer Prise Hoffnungslosigkeit von Joy Division.

Als derzeit talentierteste Vertreterin des Neo-P-Funk gilt Janelle Monáe aus Atlanta, deren Debüt Mitte Juni erscheint. Die 25-Jährige schreibt ihre Songs selbst, singt, malt in ihren Shows und tanzt sich zu zackigen Beats, die ihr neben P. Diddy auch Outkast's Big Boi auf den schmalen Leib produziert hat, die Seele aus dem Leib.

Janelle Monáe produziert zackigen Neofunk à la James Brown

Die Musik auf ihrem Konzeptalbum "The Archandroid" liegt irgendwo zwischen den 20er-Jahren, Rockabilly und James Brown. Für ihre Single "Many Moon" hat sie 2009 gleich eine Grammy-Nominierung abgegriffen. So viele begabte junge Frauen, die ihren individuellen Weg suchen und finden. Wer braucht da noch Casting-Shows?

A Fine Frenzy So 16.5., 20.00, Grünspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten 24,35; www.afinefrenzy.com

Joanna Newsom So 16.5., 20.00, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestraße 20, Karten 31,50; www.dragcity.com/bands/newsom.html ;

Uffie "Sex Dreams And Denim Jeans, Ed Banger Records", ab Mitte Juni; www.uffie.tv

Lonelady "Nerve Up", Warp (Rough Trade), bereits erschienen; www.lonelady.co.uk

Janelle Monáe "The Archandroid", Bad Boy/Atlantic Records, ab Mitte Juni; www.jjmonae.com