Jay Parini hat über die letzten Jahre des Dichters ein Buch verfasst, “The Last Station“, das Michael Hoffmann in “Ein russischer Sommer“ verfilmt hat.

Auf ihre alten Tage tun Menschen manchmal irritierende Dinge. Der große Romanschriftsteller Leo Tolstoi hauste Anfang des 20. Jahrhunderts in einer Art Landkommune, wo er eine Lehre der Gewaltlosigkeit und Nächstenliebe, der Fleisch- und Sexlosigkeit predigte. Von Letzterer hielt er selbst nicht allzu viel.

Jay Parini hat über die letzten Jahre des Dichters ein Buch verfasst, "The Last Station", das Regisseur Michael Hoffmann in "Ein russischer Sommer" verfilmt hat; reichlich halbherzig als Zwitter zwischen Beziehungskomödie, Ehekriegs- und Ideologiedrama.

Christopher Plummer mimt den Großdichter, den der Größenwahn alles Irdischen enthoben hat. Als seine Ehefrau Sofia wacht Helen Mirren eifersüchtig darüber, dass das gemeinsame Werk keinen Schaden nimmt. Sechsmal hat sie immerhin "Krieg und Frieden" von Hand abgeschrieben und ihm 13 Kinder geboren. In Tolstois Vertrauten Wladimir Tschertkow (Paul Giamatti), der die Tolstoianer ins Leben gerufen hat, findet sie einen Widersacher, der das Werk dem russischen Volk vermachen will. Ohne Zwang zur historischen Genauigkeit, spitzt Hoffmann die Konflikte zu. Um Tolstoi weiter an die Familie zu fesseln, macht sich Sofia mit lächerlichem Gekreische zur Henne. Auf Einsicht ihres Gatten darf sie nicht hoffen. Die Stimmlage des Films schwankt parallel zwischen unfreiwilliger Komik, Schwulst - und lähmendem Phlegma. Als das Leben des Dichters sich dem Ende neigt, wird der Prozess des Sterbens endgültig zur Filmqual.

+++-- Ein russischer Sommer D/Russland 2009, 112 Minuten, ab 6 Jahren, R: Michael Hoffmann, täglich im Blankeneser, Holi, UCI Mundsburg; wwws.warnerbros.de/thelaststation