Der mit 391 Hektar Fläche weltgrößte Parkfriedhof ist nicht nur Ruhestätte von mehr als 1,4 Millionen Toten, die hier im Laufe der Zeit beigestetzt wurden, sondern auch eine riesige, verwunschene Grünanlage mitten in der Stadt. Und der Friedhof erzählt die Geschichte der Hansestadt auf sehr eigene Weise.

Zugegeben, dieser Tip erscheint auf den ersten Blick vielleicht ein wenig morbide. Doch man muss keinesfalls schwermütig veranlagt sein, um den Ohlsdorfer Friedhof zu einem der schönsten Orte der Hansestadt zu erklären. Der mit 391 Hektar Fläche weltgrößte Parkfriedhof ist nicht nur Ruhestätte von mehr als 1,4 Millionen Toten, die hier im Laufe der Zeit beigestetzt wurden, sondern auch – und für mich vor allem – eine riesige, verwunschene Grünanlage mitten in der Stadt. Die vielen Plastiken und Allegorien, die Gartenarchitektur und Mausoleen, Teiche und verwitterten Steintreppen machen sie zu einem Gesamtkunstwerk.

Am schönsten ist es in Ohlsdorf an einem klaren Morgen im Frühsommer, wenn die Sonne die Galvano-Engel, historischen Grabmonumente und steinernen Denkmäler zwischen dem Grün zum Leuchten bringt. Nirgendwo sonst in Norddeutschland gibt es so viele so mächtige Rhododendron-Bänke, die von Mitte Mai an zu blühen beginnen. Im Herbst zeigen die mehr als 36.000 Bäume ihr prächtiges Farbenspiel. Immer wieder gab es Initativen, die den Parkfriedhof Ohlsdorf zum Unesco-Weltkulturerbe erklären lassen wollten. Ich bin dafür!

Das Gelände wurde 1877 angelegt

Dem Zusammenspiel von sattem Grün und zarten, wie in Trauer versunkenen Marmorfiguren gab der Architekt Johann Wilhelm Cordes, der das Gelände 1877 im englichen Stil anlegte, eine klare gestalterische Ordnung. Und der Friedhof erzählt die Geschichte der Hansestadt auf sehr eigene Weise. Hier erinnern Grabmale, Findlinge und Brunnen an an die Cholera-Opfer, die Revolutionsgefallenen oder die Grasbrookopfer, an die Handwerkszünfte, die ihre Toten im 19. Jahrhundert traditionsbewusst gemeinsam beerdigten, an die Toten weit zurückliegende Schiffskatastrophen und des NS-Widerstands. Neben einem Hauch von Melancholie liegt vor allem tiefe Ruhe über der Parkanlage. Auch viele Prominente sind hier begraben – von Gustaf Gründgens bis Carl Hagenbeck, von Loki Schmidt bis Porno-Sternchen „Sexy Cora“ Carolin Wosnitza. Doch dies ist kein Ort nur für die Toten, sondern vor allem auch für die Lebenden. Jogger ziehen auf dem 17 Kilometer langen Straßennetz des Friedhofs ihre Runden. Sogar Busse verkehren hier. Das Nebeneinander von Leben und Tod, Natur und Geschichte vermitteln das Gefühl, eingebunden zu sein in die Zeitläufe.

Weitere Informationen: Der Friedhof Ohlsdorf ist von April bis Oktober zwischen 8 und 21 Uhr und von November und März von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Haupteingang an der Fuhlsbüttler Straße. Zu erreichen über S- und U-Bahnhof Ohlsdorf, vom Hauptbahnhof etwa 25 Minuten. Auf www.friedhof-hamburg.de/ohlsdorf gibt es auch einen Lageplan