Das Landhotel Ahoi in Breiholz bei Rendsburg bietet den Gästen einen ganz besonderen Blick auf Frachter und Ozeanriesen.

Für die Gäste im Garten des hoteleigenen Cafés Alte Scheune ist die Täuschung perfekt. Wie auf Schienen scheinen die großen Pötte über Land zu gleiten. Nur die hohen Aufbauten sind zu sehen, die Brücke, die aufgestapelten Container der Frachtschiffe, die Masten der Windjammer und die oberen Decks der Luxusliner. Erst vom Deich erschließt sich das Geheimnis der nicht enden wollenden Armada. Denn dicht am Café vorbei führt die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Mehr als 100 Ozeanriesen passieren täglich den Nord-Ostsee-Kanal, dazu eine Vielzahl an schnittigen Yachten.

Als Logenplatz für "Sehmänner" sind die Alte Scheune und das neue Landhotel Ahoi ideal. 1999 bekamen Thomas Thede und seine Frau Birgit Stotz Wind davon, dass die Scheune leer stand. Schon immer hatten sie den Traum, am NOK zu wohnen, wie der Nord-Ostsee-Kanal hier genannt wird. "Da der Radtourismus am Kanal zugenommen hatte und es kaum Übernachtungsmöglichkeiten gab, richteten wir über dem neuen Café noch ein Doppel- und zwei Einzelzimmer ein." Im Juli 2010 kamen in einem separaten Haus elf Doppelzimmer und drei Ferienwohnungen hinzu. Heute dient das Hotel Ahoi auch als Bett & Bike-Logis. Das klimafreundliche Holzhaus inmitten von Feldern und sattgrünen Wiesen ist in Grün- und Naturtönen gehalten.

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Die Lage in der Flusslandschaft Eider-Treene-Sorge, dem größten zusammenhängenden Fluss- und Niederungsgebiet Schleswig-Holsteins, sorgt auch für tierische Erlebnisse. Auf dem Nachbarhof thront ein Storchennest, über dem Feuchtgebiet der Haaler Au kreist der Seeadler. Und im Kanal fangen Angler Weißfische wie Güster, Plötze, Brassen, Rotauge und Rotfeder.

Auch für Aktivurlauber hält die Region vieles bereit: Mit dem Kanu vorbei an historischen Gemäuern, reetgedeckten Katen und grasenden Kühen. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf dem Nord-Ostsee-Wanderweg, der von Meldorf an der Nordsee 110 km weit bis zur Ostsee führt. Etwa in der Mitte liegt als zentraler Ausgangspunkt das Landhotel Ahoi in Breiholz. Direkt am Kanal verläuft der Weg ins rund 15 km entfernte Rendsburg, wo die Schwebefähre unter der Hochbrücke Autos und Räder ans gegenüberliegende Ufer befördert und Schiffe mit ihrer Nationalhymne begrüßt werden. Auch an anderen Stellen des einstigen Kaiser-Wilhelm-Kanals - wie auch in Breiholz - kann man auf insgesamt 13 Fahrzeugfähren und einer Personenfähre übersetzen.

Ausgestattet mit Decke, Klappsessel, Fernglas und dem Traumschiff-Fahrplan, zieht es Seefahrtfans zu jeder Tageszeit an den Kanal. "Wenn die MS ,Deutschland' vorbeikommt, stehen wir mit der Deutschlandflagge am Ufer", berichtet Anwohnerin Rosemarie Seedorf. Auch die erleuchtete "Aidacara", die nachts den Kanal durchfährt, steht auf dem Plan, die "Europa", die "Astor" und andere. Dann winken die am Ufer, und die auf dem Schiff winken zurück.

Im letzten Sommer bekamen die an Land etwas ganz Besonderes geboten. Da bretterte eine Yacht mit Volldampf vorbei, so schnell, dass die Gäste vom Ahoi gar nicht "ahoi!" rufen konnten. Nur zwei Stunden soll der Russe für die 98,7 km lange Passage von Brunsbüttel nach Kiel-Holtenau gebraucht haben, wofür sonst mit der Höchstgeschwindigkeit von 15 km/h acht Stunden benötigt werden. 20 000 Euro, die ihn die Überschreitung gekostet hat, soll ihm der "Spaß" wert gewesen sein.

Manche Gäste setzen sich nicht an den Kanal. Ihnen reicht der "Ausguck" vom Ahoi und der Alten Scheune. Vor allem in Kombination mit der wohl leckersten Konditorei am NOK. Denn die verführerisch dekorierten Kuchen und Torten, die Birgit Stotz selber backt, sind weithin berühmt. Übernachtungsgästen serviert sie im Bistro Kombüse ein Menü aus regionalen Produkten. Auf dem Speiseplan stehen Matjes mit Hausfrauensoße und Bratkartoffeln, Bauernfrühstück, Rübenmus oder Mehlbeutel mit Pflaumensoße.

Meist geht es zeitig zu Bett, denn zeitig steht man auch wieder auf. Weil morgens, wenn sich die Schiffe aus dem Frühdunst schälen, der Kanal ein geradezu mystisches Erlebnis bietet.

"Kleine Fluchten" gibt es auch als Buchreihe. Jeder der fünf Bände kostet 12,95 Euro, erhältlich im Buchhandel oder übers Internet: www.abendblatt.de/shop